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Fleische zu participiren, so nützen sie diese Gelegenheit mit anerkennungswerther Sorgfalt aus. Ist das kaubare Muskelfleisch verzehrt attakiren sie die fibrösen und sehnigen Gebilde durch Steinklopfen mit der Ausdauer, die sie die Schale der Dūmfrucht gelehrt hat, und scheuen sich nicht, zuletzt die Knochen derselben Behandlung zu unterwerfen und ihren Organismen einzuverleiben.

Noch während des Sommers werden die Coloquinthensaamen (Uelād Handal oder Taberka in der arabischen und Āber in Tedā-Sprache genannt) geerntet, und durch einen complicirten Proceß genießbar gemacht. Zuerst thut man sie in starke Säcke und befreit sie durch Treten von einem Theile ihrer Schalen, sodann sondert man die Spreu durch Worfeln; darauf mischt man sie mit Asche von Kameelmist und bearbeitet das Gemisch auf glatter Steingrundlage mit einem glatten, abgerundeten Steine, was ihnen einen Theil ihrer Bitterkeit und ihrer drastischen Elemente nimmt und den Rest der Schalen entfernt. Nachdem man sie nun wieder geworfelt hat, kocht man sie mit dem frischen Laube des Ethelbusches und wässert sie in kaltem Wasser aus, diese Procedur wiederholend, bis jede Spur von Bitterkeit verschwunden ist. Zuletzt trocknet man sie an der Sonne. Sie stellen ein angenehmes, und in Pulverform mit Datteln in demselben Zustande auf Reisen sehr geeignetes Nahrungsmittel dar.

Gegen Ende des Sommers kommt endlich die sehnlichst erwartete Periode der reifenden Datteln herbei, und mit ihr entvölkert sich der hungrige Westen. Ein Theil wandert nach Fezān aus, ein anderer wendet sich nach Kauar, Wenige suchen Hülfe in Borgu, der zahlreiche Rest nimmt seine Zuflucht zu Bardaï. Wenn sie selbst Dattelbäume in Fezān besitzen oder doch angesessene Verwandte dort haben, so ziehen sie diese Zuflucht wegen der Güte und Massenhaftigkeit der Datteln vor. Wenigstens besitzen die angeseheneren Tibbu Rešāde der westlichen Theile eine Wohnung und kleine Dattelpflanzungen zu Bardaï, welche sie für alle Fälle sicher stellt. Der verflossene Sommer war ihnen sehr ungunstig, indem ihnen drei der vielen Auswege verschlossen waren. Die Relationen mit Fezān waren der gespanntesten Art, Dank der räuberischen Initiative der Araber des Nordostens (Barka u. s. w.), die Repressalien von Seiten der Tibbu zur Folge hatte, so gespannt, ja feindselig, daß zuletzt sogar die in Fezān wohnenden Tibbu Haus und Garten im Stiche gelassen haben und in ihr Vaterland zurückgeflüchtet sind. Kauar war in Folge verschiedentlicher Ghasien der Uelād Slimān in Verbindung mit den Tibbu Goraʿan und Dāsa fast ganz seiner Einwohner beraubt und öde und leer, und auf dem Wege nach Borgu lauerten die Bulgedā, um sie bis auf die nackte Haut auszuplündern, wenn sie wagen sollten, sich dorthin zu

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_234.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)