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mehr oder weniger von Nord nach Süd; in seiner südlichen Hälfte stellt es ein wildes Gewirre von Ketten und Gruppen dar, welche eine ausgedehnte Gebirgslandschaft erzeugen, deren höchste Erhebung aber als Fortsetzung der nördlichen Hälfte mit starker Abdachung nach Osten angesehen werden kann. Die Breitenausdehnung Tibesti’s ist schwer zu bestimmen; denn wenn auch das ganze Gebiet, welches nach NW., W., SW. von der Bornustraße begrenzt wird, den Tibbu Rešāde gehört, so finden sich doch die dauernden Wohnsitze derselben nur in den Anfängen der zahlreichen Flußthäler, denen das Gebirge Ursprung giebt, und am Fuße oder im Innern des letztern. Entfernter von ihm findet man nur sehr sporadische und vorübergehende Bewohner behufs der Kameelweide oder der Taberka-Ernte (Coloquinthen-Kerne). Nach Osten gegen Wadjanga hin ist die Gegend bewohnter und nähert sich wohl jener Landschaft mehr, als man oft annahm. Viele Modžābra, die von Džālo aus Wadjanga besucht haben, versicherten mich, von dort aus die höchsten Berge Tibesti’s gesehen zu haben. Leider verhinderten mich Fanatismus und Brutalität der Leute von Bardaï, den Osten ihres Landes zu durchwandern. Der gezwungene Aufenthalt eines vollen Monats auf einer Stelle ihres übrigens recht pittoresken und sehr fruchtbaren Thales hat mir die Zeit geraubt, die vollständig genügt haben würde, Wadjanga zu besuchen. Andere Gewährsmänner gaben mir die Entfernung Bardaï’s zum nördlichen Wadjanga auf 7 Tagereisen an; doch zwischen beiden Punkten befinden sich noch bewohnte Bezirke.

Genug, das Centrum der Breitenausdehnung Tu’s dürfte zwischen dem 17 und 18° östl. L. von Greenwich fallen.

Die Masse des Gebirges besteht aus Dolomit und verschiedenartigem Kalkgestein; auf ihnen erheben sich steile, massenhafte, wildgeformte, unheimliche, schwarze Berge und Felsen aus dunklem Sandstein. Die Ausläufer, welche die Flußthäler begleiten, sind fast ausschließlich Sandsteinfelsen. Der Knotenpunkt und die höchste Erhebung des Gebirges scheint da zu sein, wo die nördliche Kette sich theils auflöst, theils nach SO. abgelenkt wird. Der Gebirgsrücken hat hier eine Breite von 3 Tagereisen, und mein Kochthermometer gab mir ohne Correctionen eine höchste Erhebung des Uebergangspasses von ca. 6700 Fuß. Auf dieser Höhe erhebt sich der höchste Berg Tibesti’s, Emi Tuzzídde, ein Kegel mit riesenhafter Basis, der aus der Ebene bei transparenter Atmosphäre aus einer Entfernung von mehreren Tagereisen gesehen wird, und der sich noch 1000 Fuß über die angegebene Höhe seiner Basis erheben mag.

Andere hervorragende Berge auf der Kette sind der Emi Tími, Emi Bómo, Emi Bóto, Emi Dusso.

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)