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mächtig. Was aber die Hauptsache ist, der Quarz führt Gold, und berechtigt der fragliche Quarzgang unter allen den bis jetzt am Tatin abgebauten wohl zu den meisten Hoffnungen, freilich nicht im Stile australischer oder californischer Ausbeute. Der Quarz ist weder zuckrig noch porös, wie es der reiche Goldquarz so oft aufweist, er ist vielmehr glasig und graublau, hierin unterschieden von dem, der in der Ansiedlung abgebaut wird und der dicht und weiß ist. Von zehn beliebig aus dem Haufen herausgenommenen Stücken zeigen höchstens zwei Spuren von Gold in Gestalt kleiner Körnchen; lasse man nun auch das 3–4fache an Gold im Quarz unsichtbar vorhanden sein, was durch das Quecksilber angesammelt wird, so bleiben die Golderze höchst arme und ganz besonders undankbare, wenn man die Schwierigkeiten erwägt, unter denen der Abbau erfolgt. Es ist von hier bis zur Küste eine Reise von wenigstens zehn Wochen, und die Tonne Materialien kann unter 24 Pfund Sterling gar nicht bis hierher vom nächsten Hafenplatz transportirt werden; dazu kommt, daß die Wege während der nassen Jahreszeit gar nicht und selbst während einiger Wochen der trockenen nur schwierig zu passiren sind. Ausserdem müssen die Provisionen und namentlich das Mehl von Transvaal importirt werden, da die Eingebornen nur das schwer verdauliche Kaffirkorn bauen und auf dieses selbst kein Verlaß ist, indem sie bei ihrer Indolenz sich nicht durch Anlegen von Vorräthen gegen die Landesplage, die Heuschrecken, zu schützen wissen. Ist alles dies schon geeignet, selbst reiche Erze sehr im Werthe herabzuziehen, so muß es die bis jetzt hier aufgefundenen als völlig werthlos erscheinen lassen. Es ist somit Jedermann anzurathen, fern von diesen Gefilden zu bleiben, da überall anderswo Intelligenz und Arbeitsamkeit ganz andere Belohnung versprechen, das Glückmachen aber durch Goldgraben in Australien, Neuseeland etc. noch ganz andere Chancen hat. Man wird einwenden, daß ein bis jetzt durchforschtes Gebiet von 12–20 Meilen im Durchmesser keineswegs ein Urtheil erlaubt über Erzregionen, die oft einen hundertmal größeren Flächenraum einnehmen; meine Aufgabe aber ist nicht, Ihnen über die Erzgebiete zwischen Limpopo und Zambesi zu schreiben, sondern über die mit so vielem Pomp ausposaunten Goldfelder am Tatin. Immerhin kann man auch auf den Werth der angrenzenden noch nicht durchforschten Gebiete schließen, wenn man berücksichtigt, was für eine Sorte Leute es waren, die den Bergbau allhier vor vielleicht mehreren Jahrhunderten betrieben. Ohne Zweifel waren es Eingeborne (man glaubt, es seien die Machonas gewesen, die früher von den Matabeles aus hiesiger Gegend vertrieben wurden, und es liegt die Vermuthung nahe, daß sie ihre Golderze an Portugiesen verkauften. Zu wenig mit der Geschichte der hiesigen Völkerschaften

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)