Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 167.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

man, sagt Baron v. d. Osten-Sacken, dem ersten Gesträuch (Hippophae rhamnoides) wieder am Toin, (den er einen Zufluß des Ssuukty nennt, welcher letztere in den Kaschgar-Darja gehe) und zwar 2 Tagemärsche jenseit des Tschatyr-Kul; dem ersten Baume (der Pappel) nach 4 Tagemärschen vom See (bei Walichanof kommen nur 3 Märsche heraus). Hier auch beginnt der Ackerbau wieder, man stößt auf Weizenfelder. Ackerbau treiben hier die Kirgisen vom Stamme der Tschon-Bagisch. Bis zum Wachtposten Tessyk-Tasch wurde die Recognoscirung ausgedehnt, und die beiden genannten Führer derselben erfuhren hier, daß sie nur noch 12 Werst vom Dorfe Artusch und 30 von Kaschgar entfernt seien. Die Richtigkeit dieser Angaben war ihnen zweifelhaft, aber interessant war und nicht zu bezweifeln die Angabe, daß Kaschgar von dort nach Osten zu liege. In der That, aus Walichanof’s eben mitgetheilter Route geht hervor, daß Kaschgar südöstlich vom Tschatyr-Kul liegen muß. Der General Poltarazki schlägt demnach vor, Kaschgar um mindestens 2 Grad östlicher, als es nach der Position der Jesuiten liegt, auf der Karte hinauszurücken; ein Vorschlag, der durch die jüngsten englischen Berechnungen (des Capt. Montgomerie) gestützt wird. (Auf der obengenannten Petermann’schen Karte ist Kaschgar 76° 22′ östl. L. v. Gr. gesetzt, während die Schlagintweit’s es zu 71° 50′, die Jesuiten 73° 57′ östl. L. von Gr. bestimmten.)

Walichanof’s Aufenthalt in Kaschgar. Unterbrochener Ausflug nach Jarkand. Die Stadt Kaschgar fand Walichanof mit einer hohen Lehmmauer umgeben, an deren Ecken leichte Thürmchen chinesischer Architektur hervortreten. In den ersten Tagen ihres Aufenthalts hatte die Karawane allerlei Verhöre von Seiten der mißtrauischen kaschgarisch-chinesischen Behörden zu bestehen. Dies Mißtrauen wurde namentlich auch durch die Zuvorkommenheit, die der chokandsche Generalconsul, der Akssakal Datcha Nassyreddin den Fremden erwies, bei Jenen genährt und gestärkt, denn seit 1825 hatte Chokand bei allen Aufständen in Kaschgar seine verrätherische Hand im Spiele.[1] Am 14. October, dem Tage nach ihrer Ankunft, wurden die fremden Händler zu einem ersten Verhör in die Kanzlei des Hakimbek beschieden, des Oberbeamten der autonomen kaschgarischen Verwaltung. Hier wurden sie kurz befragt, wer sie seien, woher und warum sie gekommen. Am nächsten Tage forderte sie Dorgabek vor sich, ein wegen seiner Einsicht berühmter kaschgarischer Oberbeamter, der 1857 nach Vertreibung der Chodschi die Stelle des Hakimbek versehen hatte. Der chokandsche Akssakal war sehr aufgebracht darüber,


  1. Vergl. darüber Bd. II, S. 86 dieser Zeitschr.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_167.jpg&oldid=- (Version vom 4.5.2023)