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ehemaliger Bebauung zeigen. Der Handel kann nur sehr unbedeutend sein, in den Läden liegen dieselben Waaren aus wie in Taschkend; die Bevölkerung besteht (angeblich) aus Ssarten und Chinesen.

Soweit der Bericht des Kap. Steinthal, der sich allerdings nur 14 Tage (vom 31. Octbr. bis 13. Novbr. n. St. 1868) in der Stadt aufhielt, aber doch genug, um ihren trostlosen Zustand zu constatiren, eine Folge der im letzten Jahrzehnt durch den Aufstand der Dungenen in Ost-Türkistān eingetretenen Wirren.[1] Erfreulicher ist das Bild der Stadt bei Walichanof, der sie 10 Jahre früher besuchte, und den wir zunächst auf seinem Marsche von den Höhen des Thian-Schan herab begleiten werden.

Von der Höhe des Passes bis zum chinesischen Piket Islyk (identisch mit Issyk?) giebt dieser Reisende die Entfernung auf etwa 60 W. = 8½ Ml., bis Kaschgar auf 135 W. = 19 Meilen an. Auf dieser Strecke wurde Kaschgar erst am 5. Tage erreicht, freilich nach manchen unangenehmen Unterbrechungen des Marsches. Ueberhaupt läßt sich nicht ausmachen, ob Walichanof denselben Weg zog wie sein Nachfolger. Er erzählt, wie seine Karawane von einem kirgisischen Wegelagerer aus dem Stamme der Tschon-Bagisch in dem Engpasse, der von der Höhe der Uebergangsstelle südwärts fuhrt, überfallen, und nur durch die Ankunft 5 chokandscher Krieger, die ihnen der von der Ankunft der Karawane benachrichtigte chokandsche Akssakal zu Kaschgar entgegenschickte, vor einer gründlichen Plünderung bewahrt wurde. Aber er erzählt auch, wie ihm beim Eintritt in das nach Süd geöffnete Thal wieder der Sommer entgegenlachte, der Tag warm und klar wurde, die Ufer des begleitenden Flusses[2] mit grünen Bäumen und Sträuchern eingefaßt waren, mit Pappeln, Weiden, Berberitzen, Rosen, Tamarix und verschiedenen Arten von Caragana. Am 9. October 1858 überschritt die Karawane die Grenze China’s und machte etwa 100 Schritt vor dem Grenzpiket Halt, welches am Eingange in eine Schlucht liegt. Ist dies jener Sattel am Posten Djaltan-Tas oder die Schlucht Usün-Ssai bei Steinthal? Das Piket war mit einer Lehmmauer umschlossen, an deren vier Ecken je ein Thurm sich erhob, vor dem Thore standen Pappeln und Maulbeerbäume. Obwohl die Karawane noch bei Zeiten hier anlangte, mußte doch das Nachtlager aufgeschlagen werden, um den Commandanten des Postens zu erwarten, der gerade abwesend war. Aus demselben Grunde dauerte der Aufenthalt bis zum andern Tage


  1. Man vergleiche Bd. II, S. 150 dieser Zeitschrift.
  2. Nach Sapiski etc. 1861, Heft 3, 2. Abth. S. 5 u. 10 war es ein südwärts laufender Terekty.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)