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Bei der weitern Beschreibung der Route Steinthal’s nach Kaschgar wird der Mangel einer Karte und das Fehlen von Distanzenangaben besonders empfindlich. Vom Djaltan-Tas südwärts geht der Weg auf steinigem Grunde bis zum Wachtposten Issyk (Issyk-Karaul), der am Flusse Artysch liegt und durchschneidet mehrere Bäche. Bei Issyk-Karaul trifft man auf einen von W. nach O. gerichteten Strich salzhaltiger Stellen auf lehmigem Boden (Salzmoräste), und empfindet überhaupt Moorgeruch. Von Issyk-Karaul, wo sich der Artysch plötzlich nach Westen wendet, folgt der Weg der einem Wasserriß ähnlichen Schlucht Usün-Ssai, welche wieder zum Artysch hinausführt, nachdem dieser die Berge auf der Westseite umlaufen hat. Derselbe tritt unweit des Ausgangs jener Schlucht in die Ebene ein und fällt in der Nähe des Dorfes Artysch in den Kumyrlik-Darja, welcher südlich an Kaschgar vorbeifließt. Das Dorf Artysch erscheint als ein breiter Streifen von Getreidefeldern, welche sich fast ununterbrochen von Issyk-Karaul bis zur Mündung des Artysch erstrecken, und zwischen denen die hinter Umzäunungen versteckten Häuser liegen. Am Artysch und den aus ihm abgeleiteten Bewässerungsgräben wachsen Espen, Sandweiden, Eleagnus (Djida). Das Wasser im Artysch reichte den Pferden noch nicht bis an die Knie. Vom Dorfe geht der Weg über hügeliges Terrain erst südlich, darauf südwestlich und spaltet sich sodann. Die eine Straße führt bergauf und an einem Bethause vorbei, welches als der eigentliche Anfang von Kaschgar gilt, obwohl es vom Djang-Schar noch über 2 Meilen, 15 W., entfernt ist; die andere Richtung macht einen Umweg, und führt auf die Staatsstraße von Jakub-Bek, welche von Südost her auf einer neuen und sehr schwankenden Brücke über den Kysyl-Ssu Kaschgar erreicht.

Was die Entfernung vom Terekty-Passe bis Kaschgar betrifft, so finden wir darüber keine bestimmte Angabe, nur die Notiz, daß Steinthal am 31. October dort anlangte, wonach er 3 Tage vom Passe aus gebrauchte. Von dem ebengenannten Bethause beginnt, um die kurze Schilderung der Stadt anzuschließen, eine Reihe von Lehmhütten und Zäunen, unterbrochen durch Getreidefelder und freie Plätze. Der erste Basar liegt am Kysyl-Ssai, über welchen hier eine neue feste Brücke geht; außerordentlich wenig Volk war zu erblicken, dafür hing an einem inmitten des Basars errichteten Galgen der Körper eines Gehängten. Auch Häuser sind wenig zu sehen, wahrscheinlich weil die alten chinesischen Gebäude zerstört sind, und die Einwohner ihre Wohnungen und Läden jetzt in den Kurganen (Hügeln) anlegen, welche in fast schachbrettförmiger Anordnung über das Terrain der Stadt verbreitet sind. Viele Plätze hat die Stadt, welche die Spuren

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)