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bis 5100 M. = 16–17,000 r. F. erreichen, und die höchste Anschwellung des Thian-Schan, wenn wir ihn etwa im Meridian der Westspitze des Issyk-Kul durchschneiden, an seinem Südrande liegen. Doch zeigte sich die lange Linie des Kok-kija-Gebirges nicht überall von gleicher Höhe, nach Westen zu senkte sie sich, während noch weiter westlich, zum Tschatyr-Kul hin, wieder höhere Spitzen aufragten. Auch der Seekessel war vom Passe aus sichtbar, und aus der Dampfwolke, die über ihm schwebte, meinte der Reisende schließen zu können, daß der See (am 24. October) noch nicht zugefroren sei. Die erwähnte Einsenkung des Kok-Kija wird der Stelle entsprechen, an welcher der Terekty-Paß liegt. Die relative Höhe desselben fanden Walichanof und Steinthal nicht bedeutend. Der Letztere, den wir zunächst begleiten, bemerkt, daß der Graswuchs, also Viehfutter, an der Nordseite des Passes nicht fehle, die Breite der Uebergangsstelle selbst giebt er zu 2–3 Werst an. Dagegen ist der Weg abwärts nach Süden zu steil, steinig und von Futter entblößt; er folgt einem Flüßchen Djaltan-Tas. Wo dieses aus seinem oberen engen Thal hervortritt, erscheinen sogleich Getreidefelder, für welche durch Wegräumung des Steingerölls Platz gemacht ist, und künstliche Gräben zur Bewässerung gezogen sind; ebenso treten hier auch zuerst Espen und die dornige Caragana jubata auf. Der Djaltan-Tas fließt mehr auf der rechten Seite seines Thales; je tiefer hinab, je weiter entfernt sich die Bergkette seiner linken Thalseite, indem sie zugleich mehr und mehr an Höhe verliert. Dagegen ragen die Berge zur Rechten in demselben Verhältniß höher über den Fluß empor, treten enger zusammen und werden wallförmiger; indem ihre Spitzen sich ebenen, während die Richtung von N. nach S. immer entschiedener wird. An dem chinesischen Grenzposten Djaltan-Tas bildet sich eine Einsenkung in diesem Wall, hinter welcher eine Gabelung desselben eintritt. Der eine Zweig zieht in etwas südöstlicher Richtung, indem er den Djaltan-Tas in demselben Abstande weiterbegleitet, der andere Zweig wendet sich in gleichem Verhältniß nach Südwest. Der Weg überschreitet den Sattel und tritt in das von beiden Zweigen eingeschlossene enge Thal ein. Bald gehen dieselben auseinander, verlieren schon etwa 5 Werst von dem Grenzposten alle Regelmäßigkeit und lösen sich in Berggruppen auf, die ohne Ordnung durch einander liegen.

Außerordentlich ist der Contrast des Klimas und der Temperatur zwischen dem Nord- und dem Südabhange des Terekty-Passes. Während dort am 28. October 8 Uhr Morgens das Thermometer –11°R. zeigte, stand es bei Sonnenuntergang am Djaltan-Tas +8°R. Während die Früchte, mit denen Steinthal am Terekty bewirthet wurde, sämmtlich gefroren waren, konnte er am Djaltan-Tas sich an frischen Aepfeln und Weintrauben aus Kaschgar erquicken.

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)