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bösartige Geschwüre ausarten können. Der Rücken der Neger, welcher überhaupt auf so lange Strecken tiefschlüpfrigen Terrains nicht in Anspruch genommen werden konnte, bot andererseits wenig Einladendes dar, da ein Besteigen derselben für helle Kleider ebenso nachtheilig zu sein pflegte, als ein herzhaftes Hineinmarschiren in die schwarze Sumpferde.

Gūrfala, aus einem großen Hüttencomplex gebildet und der Aufenthaltsort zahlreicher Gellabas, übt auf die andern Seribenbewohner hauptsächlich durch seine Branntweinbrennerei eine große Anziehungskraft aus, welche hier ein alter Aegypter, einer der wenigen seines Stammes im Gebiete der Seriben, betreibt. Aus einem Ardeb Durrakorn (= 3,25 pr. Scheffel) gewinnt er bei seinem rohen Verfahren 30 Flaschen eines wässerigen, erbärmlich schlechten Fuselschnapses.

Um die fünfte der Ghattās’schen Filialseriben Dumukū zu erreichen, marschirten wir in schnurgrader Linie 1 Stunde 50 Minuten in W. zu N. Man verläßt bald die von weiten Ackerflächen eingenommene Niederung von Gūrfala, in welcher mehrere Dörfer gelegen, und betritt festen Felsboden, theils von Buschwald, theils von Steppen überdeckt. Solche felsige Steppen gewähren ein ziemlich verändertes Bild im Vergleich zu denen der Niederungen hinsichtlich der Grasarten ihres Bestandes. Andropogioneen, deren Massenhaftigkeit und Ausschließlichkeit bei der einen oder andern Art nicht selten an die wogenden Aehrenmassen unserer Kornfluren erinnerten, walten hier vor. Auf halbem Wege kam man an einer großen Lache vorbei, bevölkert von Gänsen der rothköpfigen, mit einem von rother Haut überzogenem Knochenhöcker auf der Stirn und großen Sporen an den Fluggelenken versehenen Art, die Bakerab gebildet. Eine im Wasser wachsende Gentianee, Limnanthemum niloticum, bildet hier den tropischen Repräsentanten einer auch bei uns vertretenen Gattung, und erneute, gehoben durch ihre Nachbarschaft von hohen Riedgräsern, Nymphaeen, Utricularien u. s. w. in mir die Erinnerung an die Havel-Flora. 70 Minuten hinter Gūrfala betritt man eine graduell zunehmende Bodensenkung (von über 100 Fuß rel.), welche sich etwa eine Stunde weit hinzieht, gegenüber, wo man (auf dem linken Ufer des Mōlmul) eine ganz analoge Welle vor sich hat, welche beide eine Art Thalniederung in sich zu schließen scheinen, die von SSO. nach NNW. streicht. Kurz bevor man Dumukū erreicht, muß man einen sumpfigen, nach starkem Regen wasservollen Chor, der sich nordwärts zieht, überschreiten. Hier fand ich reges Leben in der Seriba, denn man schickte sich an der nach Hūggu unternommenen Expedition an, welche mit Abu Gurūn gemeinschaftlich bewerkstelligt, 90 streitbare Männer zusammenführte. Muchtar, der Anführer dieser Bande, ein alter Niām-Niām-Zügler,

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)