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Adai, und von diesem Platze aus erreichte ich in WSW.- und SW.-licher Richtung nach einem Marsche von etwas über einer Stunde Kulōngo, welches durch eine offenbare Verwechslung auf Antinori’s Karte südlich von Kilēbi verlegt worden ist. Diese Seriba Kurschuk-Ali’s liegt von Kulōngo in WSW. etwa 6–7 Stunden entfernt. Bei fortgesetzter Richtung, welche wohl mehr in SW. führen möchte, gelangt man nach drei Tagemärschen zu den ersten Bergen von Mandu, dem Berge Schitēta im Westen und dem von Hūggu im Osten. Der Häuptling des letzteren hat sich in diesem Jahre mit Ghattās Leuten zu einem Raubzuge in der Nachbarschaft verbunden, und letztere haben bei seinem Berge eine neue Seriba gegründet, welche nach Aller Aussagen nur 1–2 Stunden von Mandu entfernt sein soll. Dies ist der vielgenannte Name, der seit Petherik’s angeblicher Niām-Niām-Reise bekannt wurde. Ein anderes Mandu oder Mundo giebt es nicht. Es liegt weder im Niām-Niāmlande, noch unter dem Aequator. Die Bewohner von Mandu sollen eine eigene Sprache reden und von den Dūr verschieden sein. Es kann durchaus nicht überraschen, wenn Petherik’s Leute demselben bei ihrer Rückkehr die zurückgelegten Entfernungen gewaltig übertrieben. Auch Piaggia, offenbar durch das Hinundherziehen von einem der kleinen Seriben des Ghattās zur anderen in der wirklichen Entfernung getäuscht, mag Antinori wenigstündige Gänge für Tagemärsche angegeben und auf diese Weise die großen Distanzen von Kilēbi und Kulōngo erzielt haben, welche letzterer auf seiner Karte eintrug.

Nördlich etwa 10 Minuten von Kulōngo fliesst der bei Addaī in den Tondj fallende Bach, eingefriedigt von einer fast ununterbrochenen Kette der dichtesten Bambus-Dschungel, welche hier 35–40 Fuß Höhe erreichen. Man mußte ihn zwischen beiden Seriben überschreiten, und er bot in diesen Tagen bei einer Breite von 50–70 Fuß seines wasservollen Bettes 4–10 Fuß Tiefe, je nach den verschiedenen Stellen. Nordwestlich von Kulōngo steigt das Land an, und einen bedeutenden 50 Fuß hohen Absturz mußte ich ½ Stunde vom Bache in WNW. ersteigen, als ich mich zum Besuche einer merkwürdigen Grotte anschickte, von der ich wiederholt gehört hatte. 10 Minuten hinter diesem Ansteigen ging es mit einem Male wieder bergab, und zwar mindestens 100 Fuß zu einer weiten Ackerfläche. Nach einer Viertelstunde hatte man abermals einen von Norden nach Süden streichenden Abfall, dicht bewaldet und voller Felstrümmer, vor sich, und gelangte nach mehr als einstündigem Marsche zu der im Lande vielgenannten Localität. Meinen Begleitern kostete das Betreten des schauerlichen Orts, von welchem die lächerlichsten Mährchen verbreitet

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)