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gleiche zu sein scheint. Die unmittelbar abhängigen Territorien sind hier ebenso scharf abgegrenzt, wie die Güter in Livland; die zur Meschera führenden Straßen dürfen nur von den an dieselbe von früher her gewohnten Compagnien begangen werden, fast jede Seriba hat ihre eigene Straße, auf welcher sie brandschatzt. Gehen fremde Compagnien auf ihrer Straße, so müssen sie alle Bedürfnisse bezahlen und zwar meist dem Seriben-Verwalter, welcher über jene Straße gebietet. Ein gleiches Abkommen ist bei den ins Niām-Niāmland unternommenen Expeditionen getroffen. Jede einzelne Compagnie hat ihren eigenen Weg, die eigene Reihe kleiner Häuptlinge, welche für sie Elfenbein aufkaufen und den Markt vorbereiten. Da wo frühere Compagnien zu handeln gewohnt waren, darf keine neue sich eindrängen und den Markt verderben. Neue Märkte können sich jetzt dieselben nur durch weiteres Vordringen als alle früheren ins Innere des Landes eröffnen. Solche Entdeckungen werden wiederum monopolisirt, und die alleinige Berechtigung, im neuerworbenen Gebiete Aufkäufe machen zu können, von Allen respectirt. Am eifersüchtigsten aber überwachen die verschiedenen Compagnien ihre Berechtigung Vieh rauben zu können in diesem oder jenem der Raubgebiete; auch bei ihnen sind die Grenzen möglichst genau abgesteckt. Das Raubgebiet des Ghattās ist sehr ausgedehnt und umfaßt Dinka-Länder im Norden und NO. der Seriben. Im NO. von Malzac’s ehemaligem Gebiete begrenzt, im OSO. von Scherifis (im Süden fehlt es an Vieh), im W. von Abu Gurūn’s und im NW. von Ali Amuris hatte das Raubgebiet des Ghattās in manchem Jahre bis über 10,000 Rinder eingebracht, und noch im vorigen Jahr 8000 Stück dargeboten, allein bei den diesjährigen Unternehmungen, obgleich dreimal wiederholt, boten eine Beute, welche ihnen den Spott der Nachbarn zuzog, 40 Stück Rindvieh. Vergebens hatte man die ganze Westseite der Tondj, umsonst das Gebiet der Rek und Lao abgesucht, überall kam man zu spät, und die wohl avisirten Eingeborenen konnten Vieh und Familien in unzugängliche Sümpfe zurückziehen, wo ihre Uebermacht stets im Vortheil ist selbst gegen bedeutende Schaaren von mit Feuergewehren gut bewaffneten Räubern.

170 Mann Bewaffnete zogen diesmal aus, und einige Hunderte befreundeter Eingeborrnen begleiteten sie, darunter Leute, welche für Viehheerden einen guten Riecher haben. Man pflegt mit solchem Troß des Weges einherzuziehen, als beabsichtige man diese oder jene Seriba zu erreichen; dann plötzlich, hat man gute Witterung, wird Nachts in entgegengesetzter Richtung oder seitwärts aufgebrochen, ohne Unterlaß marschirt, bis bei heranbrechendem Morgen die zum Raube auserkorene Viehhürde umringt werden kann. Um sich

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)