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oder auch nur einen feuchten Fleck auf dem Boden zurückgelassen hatte, sah man diese reizenden Gebilde verschiedenster Art und bunt durch einander in dichten Massen geschaart. Hunderte konnte man mit einem wohl geführten Schwunge des Insektennetzes erwischen. Bis zum Beginn der stärkeren und anhaltenden Güsse im Juni konnte man sich aller Orten dieses lieblichen Anblicks erfreuen. Seltener wie bei uns, von Blüthe zu Blüthe flatternd, traf ich sie indeß auch auf dem Laube gewisser Gewächse (z. B. Heliophytum, dessen Blätter von den Raupen gewisser Arten ganz zerfressen waren) in erstaunlicher Menge, wenn Wasser in der Nähe war und die Gluth der Sonnenstrahlen die Luft nicht ihrer größeren Feuchtigkeit zu berauben vermochte. Die Menge der Schmetterlinge, wie der Insekten überhaupt, namentlich der Coleopteren, Hymenopteren, Neuropteren und Hemipteren bot einen auffallenden Unterschied zwischen der Natur dieser Gegenden mit dem an den genannten Formen armen ägyptischen Sudan.

Die ehemalige Hauptseriba Kurschuk Ali’s, jetzt das Dorf des Jagla, hat in Gestalt einer schönen Bananenpflanzung (aus dem Niām-Niām-[1] Lande eingeführt), welche vortrefflich gedeiht, eine Erinnerung hinterlassen. Die Indolenz und Arbeitsscheu der Nubier pflegt sonst überall die Anlage von Gärten zu vernachlässigen, während bei geringer Anstrengung sich hier alles erzielen läßt, wie ich zum Theil selbst erprobt habe.

Eine kleine Strecke weiter westwärts fließt ein tiefer und wasserreicher Graben vorbei, welchen prachtvolle hohe Bäume, Afzelien, Filaeen und Syzygien beschatten und der stellenweise von fast undurchdringlichen Bambus-Dschungeln umstanden ist. Hier wimmelte es in den Zweigen von großen schwarzbraunen Pavianen, auf welche ich vergeblich Jagd machte, da die schlauen Thiere beim Herannahen und sobald man ihrer gewahr wurde, ihre exponirten Sitze auf den Baumzweigen verließen und mit größerem Erfolg Schutz im tiefen Ufergrase suchten.

Auf dem Rückzuge von der Hauptseriba wurde der Djūr nicht mit dem früher beschriebenen Umwege erreicht; sondern nachdem wir zur Hälfte NO., dann ONO. marschirt hatten, kamen wir nach 1 Stunde 6 Minuten zum Fluß. Bei Fortsetzung der Tour am entgegengesetzten Ufer machte ich einen Abstecher nach NO. vom Dorfe des Atēm aus, um den Chor von Okēl kennen zu lernen und zu sehen, welche Bewandnisse es habe mit den mir daselbst angegebenen Pharaonen-Dattelpalmen, wie die Seriben-Leute bald die in dem Niām-Niām-Gebiete wachsende


  1. Ich vermeide absichtlich die willkührliche Pluralbildung der Araber von einheimischen Namen, wie Njamānjam von Niām-Niām, Derān von Dōr, Duēm von Dēm etc.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)