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Ein sehr unangenehmer Weg, welcher 4½ Stunde lang meist über baumlose Steppen ohne Brunnen und voller holperiger Thonklöße führte, ließ uns in WNW. Agāds kleine Seriba Djūr Ewēt[1] erreichen, welche am Westabhange einer stundenbreiten sanften Landsenkung von mindestens 200 Fuß rel., die zum Bassin des Djūr neigt, gelegen ist, und außer Sirchfeldern von ½ Stunde im Durchmesser und wenigen großen Dörfern nichts von besonderem Interesse darbot als einige botanische Funde.

Bei Fortsetzung des Weges zum Djūr ging es in der früheren Richtung weiter. Anfänglich zwei Stunden in der mondhellen Frühe umherirrend, weil das Dunkel der Wälder meine schlechtberathenen Träger in ein Labyrinth unzählig sich kreuzender Pfade führte, gelangten wir schließlich bei einer offenen Wiesensenkung voll blühender Pancratien auf den rechten Weg und zu den Dörfern des Aquād and Dimō im Gebiete Agāds, wo gen NW. ein felsiger Absturz von etwa 50 Fuß rel. sich weit hinzog, und correspondirend mit einer ähnlichen Erhebung gegenüber im Abstande von ½ Stunde eine Art Thal schuf, welches von Feldern bedeckt erschien. Eine charakteristische Hügelkuppe, kaum 100 Fuß hoch, erhob sich im Süden der genannten Dörfer, die nur eine Stunde von Djūr Ewēt entfernt waren.

Anfangs am NO.-Abhange der genannten Felssenkung weiterziehend, welche, das erste und letzte Mal während aller meiner Touren im Gebiet, mir in Gestalt einiger Geschiebe von feinem schwarzen Diorit etwas Neues darbot, erstiegen wir die sanfte Anhöhe und gingen mehr westwärts durch prachtvolle Buschwaldungen bis zu dem ersten Dorfe Kurschuk Ali’s, dessen Vorsteher Ateīn uns rauchend aus einer von Kupfer gefertigten Staatspfeife empfing. Nach fünfstündigem Marsche waren wir am Ostufer des Djur, welchem wir noch ¼ Stunde bis zu einer bequemen Furt abwärts gen Nord folgten. Umgeben von einer Steppenniederung, eine Stunde im Durchmesser, erhoben sich die steilabstürzenden Ufer, von Sand und Thon gebildet, jetzt (28. April) etwa 20–25 Fuß über dem Wasser. Ein prächtiger Hain von Deleb-Palmen (Borassus) ziert die Ufer eine kleine Strecke weiter gen Norden. Das kiesigsandige Bett des Djūr war an dieser Stelle 200 Schritte, die ich zählte, die Wasserfläche aber, welche ziemliche Strömung verrieth, war nur 80 Fuß breit, und zu dieser wasserärmsten Zeit an den tiefsten Stellen 4 Fuß messend. Ich erfuhr in


  1. Nach dem Vorsteher der leibeignen Eingeborenen Ewēt genannt, wie alle Dörfer, welche selten selbständige Namen aufweisen und die nicht von den Nubiern ignorirt werden. Nach dem Tode eines solchen sog. Schechs tritt natürlich der Name seines Nachfolgers an die Stelle, daher die fortwährenden Schwankungen der Nomenclatur auf den Karten.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_127.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)