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röthlichen, schlackigen, und wie Melaphyrmandelstein aussehenden Thoneisenstein voller Blasennieren und mit wenig deutlicher Schichtung gebildet, einer Formation, welche das ganze Djūr und Dōr-Gebiet zwischen dem Tondj und Djūr und Wau bis zum Kosanga ausnahmslos einzunehmen scheint, und erst durch den Granit der Mondu-Berge verdrängt wird, zeigt deutliche Undulationen. Die charakteristische Grenzlinie, welche diese Formation mit der an sie gefesselten Waldregion und den mit ihr beginnenden und bei ihrem Aufhören wieder verschwindenden Butterbäumen (Butyrospermum Parkii) nach Osten zu abschließt, und auf die im Nordwesten des Gebiets bereits Heuglin aufmerksam gemacht, ward also hier betreten. Anfangs eine südöstliche Richtung einschlagend, scheinen die Grenzmarken dieser zwei in jeder Beziehung sehr verschiedenen Gebiete von hier aus in derselben Richtung dem Bachr-el-Gebel zu und gen Gondōkoro zu führen, wo gleichfalls der Butterbaum gefunden wurde. Drei Stunden hinter dieser interessanten Localität hatte ich nach einem Marsche von genau 36 Stunden und 38 Minuten[1] (von der Meschera aus) das vorläufige Ziel meiner 900meiligen Reise von Berlin aus erreicht, und war nun in der Haupt-Seriba Ghattas des Djūr-Gebiets.

Bald hatte ich mich hier häuslich eingerichtet und begann nun mit Eifer die Umgegend in Augenschein zu nehmen. Die große Seriba[2] Ghattas, an welche sich fünf kleinere Filial-Seriben reihen, liegt ungefähr auf der Berührungsgrenze der Gebiete dreier Stämme, der Dinka, der Djūr und der Dōr. Ein Etablissement größter Art wuchs sie aus kleinen Anfängen im Laufe von 13 Jahren zu ihrer gegenwärtigen Bedeutung heran. Eine große Menge sogen. Gellaba (nubische Händler, zum Theil auch furianische), welche hier ihre Sklaveneinkäufe machen, und dann ihre Waaren über Darfur und Kordofan weiter führen, sowie die fast ausschließlich aus Dongolanern (und wenig Scheigīe und einzelnen Baggāra) bestehenden Soldaten und viele Angestellte der Ghattas bringen die bewaffnete Macht, welche hier durchschnittlich[WS 1] versammelt ist, auf 250 Mann; dazu die Hunderte aufgestapelter Sklaven zum Verkauf oder unter die Soldaten als Hauptbestandtheil


  1. In Folge dessen hat sich für diese Localität eine Lage ergeben, welche beträchtlich nördlicher und weit westlicher fixirt werden mußte, als auf Antinori’s und der Heuglin-Hassenstein’schen Karte der Fall ist; diese Lage aber stimmt allein zu dem von hier nach dem Rōl und zum Kosanga führenden Itinerar.
  2. Seriba heißt eigentlich jede Umfriedigung von todten Dornhecken, und da der pallisadenartige Verbau von unregelmäßigen Baumstämmen zum Schutze gegen feindliche Angriffe, welcher jede dieser Seriben in Gestalt eines Carré’s umgiebt, die Hauptsache bei solchen Niederlassungen bildet, nennt man so die Etablissements zu Raub- und zu Handelszwecken.
  1. Vorlage: durchschnittlichlich
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)