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den Niām-Niām-Handel begründete. In der Nähe dieses Dorfes befand sich auch Poncet’s vorübergehendes Etablissement zur Elephantenjagd namens Mirakok, beides seit der Zeit (1858) unbekannte Größen in diesem Lande der Vergänglichkeit, wo vorübergehend wie die gesonderten Einzelwesen der Natur auch das Leben und die Thaten der Menschen bald vergessen sind, im Lande ohne Kalk und Steine, um solide Wohnsitze zu schaffen und unter Völkern ohne Oberhaupt. Einige 100 Fuß hohe Delebpalmen bezeichnen in Ermanglung von etwas Dauerndem den Ort, welcher für die Reisegesellschaft nicht ohne trübe Erinnerung blieb. Der Fahnenträger des Ghattas und unter allen Dongolanern der muthigste und beste Schütze, tödtete sich selbst, nachdem er wenige Minuten vorher mit mir auf die schönen Papageitauben (mit citrongelbem Bauche, aschgrauem Rücken und violettem Schulterfittig) Jagd gemacht hatte, welche einen ausgezeichnet fetten und wohlschmeckenden Braten lieferten. Ein Schuß mit groben Schroten durchbohrte seine Brust, an welche er das Gewehr gelehnt hatte. Das passirte demjenigen unter der Bande, welchem man noch am meisten Verständniß der Waffe und Vorsicht zugemuthet hätte; was ließ sich da von den Uebrigen erwarten. In der That pflegen Selbstverwundungen hier an der Tagesordnung zu sein, und der mit diesen sogenannten Soldaten zusammen des Weges einherziehende Reisende ist nirgends größerer Gefahr ausgesetzt, als derjenigen, von einer zufällig dahersausenden Kugel getödtet zu werden. Das war das Ereigniß des Tages, dessen Opfer derselbe wurde, welcher bei jener Affaire mit dem wilden Büffel einen meiner Leute dadurch rettete, daß er dem Thiere ein Beil an den Kopf warf, als die Büchse versagte; und am folgenden Tage zerschmetterte sich ein zweiter den Oberarm durch unvorsichtiges Hervorziehen seines Gewehrs aus dem Strauchwerk, wo er es hingestellt hatte.

28. März. In 1 St. 13 Min. wurde das Dorf des Kudj, gleichfalls eines alten Freundes der Türken (so lassen sich hier diese Nubier, welche der großen Mehrzahl nach Dongolaner sind, von den Eingeborenen aller Orten nennen), erreicht. Der Wald bereichert sich durch prachtvoll belaubte, an Roßkastanien erinnernde Vitex-Bäume und vor Allem durch die Erythrina tomentosa mit ihren feuerrothen, weithinglänzenden Blüthensträußen und neuen Typen von auffallendem Habitus. Nach abermals festlicher Bewirthung durch Schlachten mehrerer Rinder und Ziegen brach man Nachmittags auf, legte aber, wahrscheinlich des vollen Magens wegen, nur 2 St. und 41 Min. zurück, bis an einem 20 Fuß tiefen Brunnen, Namens Pamōg, für die Nacht gelagert wurde.

29. März. Ununterbrochen durch schöne Waldungen ziehend,

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)