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Gebiets. Zu erwähnen sind noch die Halsschnüre der Frauen, welche nicht nur Perlen und Ringe von verschiedener Gestalt, sondern auch Hölzchen, Lederstücke und wer weiß welchen Zauberkram in großer Menge aufgereiht darbieten; schließlich vervollständigt ein cylindrisches Perlenstück, welches in einer Durchlochung der Oberlippe steckt und beim Essen in die Höhe gehoben wird, den ganzen Schmuckapparat dieser Wilden.

Im Innern ihrer Wobnungen sind die Djanghé reinlich wie die Schilluk, mit welcher sie die Vorliebe für Asche theilen, in welcher sie sich des Nachts betten. Wie diese theilen sie die Leidenschaft des Tabackrauchens, bei welchem sie sich derselben Colossal-Pfeifen aus Thon und großer Sirch-Halme bedienen, welche von monumentaler Solidität sind und sitzend geraucht werden können. Mein größtes Erstaunen erweckte die Gewandheit, mit welcher sie sich unseres Eßbestecks bedienten. Sie griffen zu Gabel und Löffel, als verstände es sich von selbst, und, was noch mehr sagen will, legten Alles nach dem Gebrauch sorgfältig gewaschen wieder an Ort und Stelle. Ihr Hauptnahrungsmittel besteht in dem täglich genossenen Sirch-Korn, der Durra der Nubier. Rinder werden, wie bei allen viehbesitzenden Negerstämmen dieses Theiles von Afrika nie geschlachtet, man verzehrt nur die natürlichen Todes verstorbenen oder verunglückten Thiere, und begnügt sich für gewöhnlich mit dem geringen Ertrage an Milch, welchen die Kühe liefern. Beim Melken werden Operationen bewerkstelligt, welche ebenso lächerlich als ekelhaft sind. Man glaubt durch letztere das Milchen zu begünstigen, namentlich durch Streicheln an verschiedenen Stellen des Unterleibes, und gewaltsames Hineinblasen in die Vagina. Daß der Harn dieser Thiere eben so gut zu den Toilettenbedürfnissen dieser Wilden gehört als Mist und Asche, darf hier nicht verschwiegen werden; diese Gebräuche, bei der großen Mehrzahl afrikanischer Hirtenvölker verbreitet, mögen auf einen in seinen bestimmten Formen längst erstorbenen Rindercultus hinweisen, welcher, wie die Race selbst, welche wir noch heute als Gegenstand solcher Huldigung allverbreitet im östlichen Afrika finden, unwiderruflich nach Indien weist, oder vice versa.

Soviel von der Meschera und ihren Bewohnern: verlassen wir nun beide, um anderen Völkern in den weit verschiedenen Landschaften des Binnenlandes entgegen zu eilen.

Am 25. März endlich konnte ich aufbrechen, und der dumpfen Sumpfluft des Flusses mit ihrer nächtlichen Mückenplage den Rücken kehren. Die Karavane, mit welcher ich marschirte, zählte an die 500 Köpfe, da außer meinen 68 Trägern noch über 150 zur Ghatthās’schen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)