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Grund zu erkennen giebt, geölt oder nach einem Bade aber im Schein der Sonne wie braunschwarze Bronze schimmert. Die Männer, nicht wohlgestalteter als Frauen gleichen Alters, sind indeß ebenso selten wie letztere mit einigermaßen einnehmenden, um nicht zu sagen menschlichen Zügen versehen. Unaussprechlich häßliche Fratzen, gehoben durch ein Grimassenspiel, bei welchem die kurzen Augenbrauen hauptsächlich mitwirken und den an und für sich geringen Raum zwischen ihnen und dem Haarwuchsbeginn auf ein Minimum reduciren, verleihen der großen Mehrzahl einen affenartigen Ausdruck der Physiognomie. Das Haar wird meist kurz geschoren, entbehrt stets der helmartigen Filzkämme der Schilluks und ist nur selten zu Schaflocken troddelförmig geballt, oder mit Ocker fuchsroth gefärbt. Auch die Frauen tragen das Haar so kurz wie möglich oder gänzlich geschoren. Die Männer gehen durchweg nackt, die Frauen tragen einen nach hinten etwas verlängerten Schurz von weichem Leder, welcher am Rande mit Perlen oder vielen kleinen Eisenringen verziert zu sein pflegt. Von Perlen sind gegenwärtig erbsengroße weiße mit blauen Tüpfeln (Genetōt ahda) und große opalfarbene von einem Zoll im Durchmesser (Bērred), welche letztere vorzugsweise von den Männern als Halsschnur getragen werden, Hauptmode; alle übrigen werden hartnäckig verschmäht.[1] Vorzugsweise die Männer tätowiren sich, und zwar mit zehn von der glabella radial über die Stirn verlaufenden Strahlen. In den am Rande mit vielen Löchern versehenen Ohren tragen sowohl Männer wie Frauen, letztere jedoch in größerer Menge, viele eiserne und kupferne Ringelchen auf Stäbchen wie Streichhölzchen geformt. Den häßlichsten Schmuck der Männer bilden die um den Oberarm gewundenen colossalen Ringe von Hippopotamus-Haut, sowie die um die Hüften geschlungenen Stricke und Riemen. Der Unterarm ist bei den Wohlhabenderen mit mehr oder minder zahlreichen dicht neben einander gedrängten, enganschließenden und oft bis zum Ellenbogen hinaufreichenden Eisen- oder Kupferringen beschmiedet, eine auch bei den Dōr und Djūr, diesen den Dinka in vielen Stücken sehr ferne stehenden Völkern weitverbreitete Mode.

Während die Männer die Schenkel ganz frei zu tragen pflegen, hängen bei den Frauen stets Ringe, aber locker aufliegend und weiter als bei denen des Unterarms, über den Knöcheln, und verursachen beim Gehen ein Geräusch, welches beständig an das Klirren von Sklavenketten erinnert, welches man hier eben so häufig vernimmt. Auch diese Mode theilen die Nachbarstämme des binnenländischen


  1. Das beste Zahlungsmittel sind hier wie anderwärts Kupferringe, 3–4 auf ein Pfund.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)