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verbindenden Bergketten gehören nach der Ansicht Semper’s der Reihe moderner trachytischer Gesteine an, welche in der jüngsten geologischen Periode zum Vorschein kamen, eine Ansicht, welche Herr F. Jagor nicht zu theilen scheint, da nach dessen Versicherung sich in den von ihm besuchten Gegenden unter den trachytischen Laven und Gesteinen, Granit und Gneißfelsen finden. In sehr verschiedener Meereshöhe lehnen sich an diesen trachytischen Kern zahlreiche sedimentäre und an Versteinerungen reiche Sandstein- und Thonschichten an; die in ihnen sich findenden Muschel- und Schneckenformen entsprechen theilweise den noch heute in den umgebenden Meeren lebenden, gehören also wohl einer sehr jungen Periode an. Ebenso entsprechen die in den trachytischen Bergen des Nordens von Luzon und des Ostens von Mindanao und auf den Visaya’s zahlreich sich findenden Ueberreste früherer Korallenriffe den zwischen den Inseln, in den Canälen und weit in das Meer sich hinziehenden Korallenbänken. Bei diesen Resten alter Korallenriffe läßt sich nun eine altere und eine jüngere Altersstufe unterscheiden. Erstere zeigt sich am deutlichsten in dem Thal von Benguet, in der Nähe des Golfs von Linguyen; es ist dies ein fast genau kreisförmiger Kessel von ½ deutschen Meile im Durchmesser, dessen von einem ausgedehnten See bedeckte Sohle nahezu 4000 Fuß über dem Meere liegt und von einem etwa 450 Fuß hoch über dem See steil aufsteigenden Ringwall, aus gänzlich massivem Korallenkalk gebildet, umgeben ist. An zwei Stellen ist dieser Wall durch scharf eingeschnittene Spalten getrennt; an der südwestlichen Seite senkt sich die obere Kante des Walles etwas und löst sich hier in eine Reihe kleiner, unregelmäßig gestalteter und von trachytischem Thone bedeckter Hügel auf, und hier läßt sich an vielen Stellen eine durch allerlei Geröll und völlig gut erhaltene ausnahmslos gerollte Korallenfragmente eine alte Strandlinie nachweisen. Wir haben also hier die vollständigen Reste eines Atolls vor uns, und läßt sich eine ganze Kette solcher mehr oder weniger getrennter Korallenbildungen bis hoch in den Norden von Luzon hinauf in ungefähr gleicher Meereshöhe verfolgen. Die jüngere Periode der gehobenen Korallenbildungen schließt sich an die jetzt lebenden an. Solche bald größere bald kleinere gehobene Korallenriffe finden sich überall an den Küsten der Inseln, auf Camiguin im Norden von Luzon, auf Basilan bei Zamboanga, an der Ostküste Luzon’s und Mindanao’s, auf Bohol u. s. w.; überall kann man zur Ebbezeit ihren Zusammenhang mit den gegenwärtig in Hebung begriffenen lebenden Riffen verfolgen. Namentlich auf der kleinen Insel Lampinigan bei Basilan fand Semper alle Löcher und Spalten der vom Meere bespülten Trachytfelsen von Korallen durchdrungen; diese Korallenincrustationen treten bereits über die Linie der gewöhnlichen Fluthen hinaus, und sind alle ohne Ausnahme bis auf eine Tiefe von 8–10 Fuß ins Meer hinein todt.

Was die noch activen Vulcane betrifft, so zählt Semper folgende auf, welche er theils selbst besucht, theils aus der Entfernung beobachtet, oder über die er Erkundigungen eingezogen hat. Der südlichste Vulkan der Philippinen ist der auf der Halbinsel Sarangan, der südlichsten Spitze von Mindanao gelegene Sarangan, wahrscheinlich aus Mißverständniß auch Sanguil genannt; letzterer Name ist wenigstens jetzt gänzlich verloren gegangen. Sein letzter historisch beglaubigter Ausbruch fand am 4. Januar 1645 oder 1641? statt, an welchem Tage noch

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_077.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2019)