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Bardaï ist 3½–4 Tagereisen von Tao in nordöstlicher Richtung[1] entfernt, mein Abgesandter versprach also in 8 Tagen zurück zu sein. Leider hielt man ihn gewaltsam dort zurück und zwang ihn, in seinem und des Sultans Namen einen Boten mit einer Einladung, selbst zu kommen, an mich abzusenden.

Ich reiste also am 5. August von Tao ab, und wir erstiegen steilauf in nordöstlicher[1] Richtung das Gebirge, dessen höchste Höhe (circa 6600 Fuß) wir am Abend des zweiten Tages erreichten. Doch erheben sich darüber noch einzelne Bergkegel, am höchsten, etwa 1000 Fuß, der Tussíddē[2] und fast ebenso hoch der Emi Tími. Schon jetzt der Kameele entbehrend, die wegen Schwäche hatten zurückbleiben müssen, konnte ich bei täglich 10–12stündiger Fußwanderung nicht daran denken, diese Berge zu ersteigen.

Die passirten kleinen Wasserläufe geben dem Flußsystem Ursprung, das man unter dem Namen Enneri-Tao zusammenfaßt. Die höchste Erhebung des Gebirges bildete natürlich die Wasserscheide, und die uns vom dritten Tage an aufstoßenden Flußthäler hatten dem entsprechend einen nordöstlichen Verlauf und gehörten dem Gebiete des Enneri-Bardaï an.

Am dritten Tage wurde bis auf ungefähr 3000 Fuß hinabgestiegen und am vierten das Flußthal von Bardaï erreicht. Am dritten Tage passirten wir den Enneri-Nemagaijasko und Enneri-Udēno, am vierten Enneri-Arabdeï, Gónra, Iraíra, zum Theil directe, zum Theil indirecte Nebenflüsse des Bardaï. – Der Bardaï selbst verläuft von SO. nach NW.[3]. Der Charakter der Berge auf dem östlichen Abhange ist bei weitem verworrener wilder und schwieriger als im Westen, wenn auch im ganzen die Bestandtheile (Kalkstein, Sandstein) dieselben sind.

Am südlichen Abhange des Tussíddē findet sich eine riesige fast kreisrunde, ungefähr 150 Fuß tiefe Natrongrube von mehreren Stunden Umkreis.

Bei meiner Ankunft in Bardaï ließen sich sowohl Sultan als Merabit verläugnen, während die aufgeregte Bevölkerung bei der Nachricht auszog, um den Christen oder Heiden (erdi), wie das unwissende Volk sagte, zu tödten, und machte der erstere, sobald er


  1. a b Oestlich nach Rohlfs Nachrichten S. 34 und danach in P.’s Karte.
  2. Dies wäre also der Tisri oder Tarso mitten zwischen Tao und Borde (so geschrieben) bei Rohlfs S. 32, wiewohl der daselbst erwähnte, angeblich ½ Tag nördlicher gelegene Tisridau dem Namen Tussidde ebenso ähnlich sieht.
  3. Nach Rohlfs S. 33, wonach P. gezeichnet hat: Nord–Süd; die nach N.’s Angabe veränderte Richtung, sowie die Angaben über die Senkung der Zuar-Nebenthäler von SW. nach SNO. lassen natürlich auch für die ganze centrale Gebirgskette auf die analoge Hauptrichtung SO.–NW. schließen, während sie bei P. in ihrer nördlichen Hälfte sogar nach NNO. umgebogen erscheint.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)