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dem von Tao kommenden Flusse zu vereinigen[1]. Von der Quelle bis Zuarkai verläuft der Fluß während zweier Tagereisen innerhalb des Gebirges und zwar in westnordwestlicher Richtung; das Bevölkerungscentrum Zuar liegt ungefähr in der Mitte mit einer Erhebung von ca. 1850 Fuß über dem Meeresspiegel. Der Enneri Zuar ist das pittoreskeste, schönste, bedeutendste Flußthal westlich vom centralen Gebirge, mit der üppigsten Vegetation und den meisten Wasserbehältern in seinen Felsen und wird durch zahlreiche Nebenflüsse sowohl in der Ebene, als innerhalb der Gebirge verstärkt.

Da der Sultan schon der allgemeinen Auswanderung gefolgt war, welche zur Zeit der Dattelernte vom ganzen Westen des Landes nach Bardaï stattfindet, so legten die noch zurückgebliebenen Mainoat meinem weiteren Vordringen Hindernisse in den Weg, begnügten sich, einen Theil der mitgebrachten Geschenke an sich zu reißen und Verwüstungen in unserem Mundvorrathe anzurichten und mich zur Rückkehr nach Tao zu zwingen.

Bardaï ist das einzige Flußthal, welches eine ausgedehnte Dattelpalmencultur und eine ständige, zahlreiche Bevölkerung in geschlossenen Ortschaften hat. Zur Zeit der Dattelernte strömt die gesammte übrige Bevölkerung Tibesti’s dorthin, um zeitweise ihren chronischen Hunger zu stillen und einen kleinen Wintervorrath anzulegen.

Die Einwohner Bardaï’s sind ohne alle Beziehungen zu Fezān oder Kauār oder Borgu, sie verlassen vielmehr nur äußerst selten ihr heimathliches Thal und sind in Folge dessen als wilder und böser verschrieen, als alle andern Tibbu. Es schien deshalb nicht gerathen, ohne weitere Vorsichtsmaßregeln dorthin zu gehen, ja es würde besser gewesen sein, dieser Idee ganz zu entsagen. Doch der Eigensinn Bu-Zīds und der Mangel an Nahrungsmitteln (die uns folgenden Tibbu räumten sehr bald damit auf), sowie die Schwäche meiner Kameele führten mich nothgedrungen jenseits der Berge, das einzige Mittel um Datteln und etwas Getreide zur Rückreise zu finden.

Bu-Zīd sollte zunächst meinen Brief dem Sultan vorlegen und seine und der Mainoat Aussprüche berichten. Hießen sie mich willkommen und versprachen Sicherheit, so wollte ich geben; im anderen Falle sollte der Merabit etwas Reisemundvorrath kaufen und ich wollte sofort meine Schritte umlenken.


  1. Hiernach sind die Angaben, welche Rohlfs mitgetheilt wurden, irrig: danach soll Zuarkai nur ½ Tag, und Zuar südwestlich (statt östlich) und 8 Tage von Tao, also nach ganz anderer Richtung als Zuarkaï und in einem SN. (statt OW.) laufenden Thale, und der Berg Durso eine volle Tagereise W. von Tao liegen (a. a. O. S. 33 u. 34 und Petermann’s Karte).
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)