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Außerdem interessirten mich seit längerer Zeit die ethnographischen Verhältnisse der Tibbu, die Erhebung ihrer Gebirge über den Meeresspiegel und die Therme, von der so oft gesprochen war.

Daß ich nicht gleich Anfangs nach meiner Ankunft in Murzuk die geographische Gesellschaft Berlins für meine Reise durch ein Schreiben zu interessiren gesucht habe, hatte seinen Grund hauptsächlich in dem Gefühle meiner unzulänglichen Vorbereitung für wissenschaftliche Reisen. In der That kann ich nur mein Interesse für Geographie, Meteorologie und Ethnographie für mich in Anspruch nehmen, übrigens bin ich weder Botaniker noch Zoologe noch Geologe, ja ich habe nicht einmal diejenigen Kenntnisse in diesen Wissenschaften, die sonst oft der Arzt gewinnt. So wollte ich denn wenigstens warten, bis ich mit irgend einem wenn auch noch so kleinen Resultate würde vor Sie treten können, und verschob meinen Brief bis nach meiner Rückkehr von Tibesti.

Jetzt bin ich zurück, doch mit weit geringerer Ausbeute, als ich selbst im schlimmsten Falle erwartet hatte. Meine Reise war keine glückliche, und ich muß der Vorsehung danken, daß ich und alle meine Leute das nackte Leben gerettet haben. Die für Tibesti und Borgu berechneten Geschenke, die Kameele, vier an der Zahl, meine persönlichen Effecten, Bücher und ein Theil der Instrumente, Zelt, Medicamente, sind zum Theil der Habsucht der Tibbu in Tibesti selbst zum Opfer gefallen, theils wegen Mangels an Transportmitteln auf der Flucht unterwegs zurückgelassen und auf verschiedenen Bergen versteckt worden. Letztere hoffe ich, sobald nur die augenblicklich sehr bedrohte Sicherheit der Bornustraße wiederhergestellt sein wird, theilweise wieder zu erlangen.

In der Unternehmung der Expedition habe ich mir keinerlei Leichtsinn oder Mangel an Vorsicht vorzuwerfen. Wenn ich auch den habsüchtigen grausamen und verrätherischen Charakter der Tibbu kannte, so ging ich doch nur nach sorgfältigster Erwägung des Planes mit den localen Autoritäten hier, und vorzüglich mit den Merabetía von Gatrōn, welche die Tibbu-Reschade auf das Genaueste kennen, dieselben zum großen Theil durch ihre Handelsverbindung mit ihnen so zu sagen in den Händen haben, und deren nicht wenige endlich durch Bande der Blutsverwandtschaft mit den angesehensten Familien Tibesti’s verknüpft sind. Erst als der greise Chef der Merabetía, der Hadji Djāber, die Reise in der Begleitung eines Merabit und eines Maina (Edlen) von Tibesti für durchaus ungefährlich erklärte und so zu sagen die Verantwortung für unsere persönliche Sicherheit übernahm, reiste ich getrost ab.

Er, wie alle Einwohner Fezān’s überschätzte den Einfluß der

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_070.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)