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und nur die dichten Grasmassen und Papyrus-Horste zu überwinden bleiben, während das sonst weit ausgebreitete Wurzelgeflecht der Herminiera der jungen Brut kleinerer Wasserflora, die günstigste Gelegenheit darbietet, sich mit rapider Schnelligkeit zu vermehren und zu einem wachsenden Kitte dieses großartigen auf der Wasserfläche schwimmenden Baues zu gestalten, welcher eine Stauung des großen Stromes zur Folge haben kann, die ohne Gleichen in der Welt erscheint.

Nymphaeen, von dem zurücktretenden Strom, dessen Wasserstand in diesem Jahre überhaupt sehr niedrig blieb, an seinen nördlichen Ufern längst trocken gelegt, treten hier zum ersten Male vor die Augen des Reisenden, begleitet von anderen interessanten Wassergewächsen unbekannter Art, namentlich einer großen weißblütigen Ottelia mit 4 Fuß langen Blättern. Die dem Sesam ziemlich gleichenden Samen der letzteren, ähnlich deren der Nymphaeen in eine schleimig gelatinöse Masse gebettet, werden wie diese von den Uferbewohnern gesammelt, getrocknet und zu einer Art Brodteig gestampft, dessen Geschmack und Heilkraft für den kranken Magen mir von den weißen Nil-Fahrern ganz besonders gerühmt wurde. Nach den großen Anstrengungen dieses Tages gewinnen wir endlich bei dunkelnder Nacht das feste Ufer der rechten südlichen Seite, wo ein neues Schauspiel in seiner Art, ein prachtvoller Wald von 60–70 Fuß hohen völlig Pinien gleich gestalteter Acacia verugera, beleuchtet von dem tageshellen Scheine riesiger Warnungsfeuer der Schilluk am gegenüberliegenden Ufer ein unbeschreibliches Bild bizarrster Scenerie bildet. –

9. Februar. Es wird an diesem Halteplatze den Tag über verweilt, um von Neuem gebrochene Seegelstangen zu flicken und zusammenzunähen (sic!). Der etwa 500 Schritte breite Uferwald (dahinter die Steppe und das Gebiet der Nuēr, welche sich zwar in Schaaren, aber in respectvoller Entfernung zeigen) besteht vorzugsweise, wie erwähnt, aus Schubahi-Acacien, nächst diesen aber ist auch der Kakamut sehr häufig; nur Talch und Ssoffār finden sich selten. Alle diese Arten zeigten an ihren älteren Zweigen reichliche Gummi-Secrete, in oft faustgroßen Ballen. Die W.-Nilfahrer aber haben wichtigere Beschäftigungen in Aussicht, als sich mit solchen Kleinigkeiten abzugeben, und die Neger sind zu faul, um das Einsammeln dieser gangbaren Handelsprodukte im Großen zu betreiben. Thierfährten und Losung verschiedener Art bewiesen, dass diese Gegend häufig der Tummelplatz von Elephanten, Giraffen, Büffeln und Hyänen sei. Marabuts waren häufig zu sehen und wagten sich nahe heran an das lebhafte Menschengewühl am Ufer. Ein auffallend lang geschwänzter Ziegenmelker, ein Zwerg unter den Vögeln, weniger seiner geringen Größe wegen als durch das Unproportionirte seiner Federmassen, die Größe des Kopfes und die

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)