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Sobāt-Mündung am rechten Ufer bei einer Waldstelle gehalten wird, um für die nächsten Tage, die durch unsicheres Gebiet führen, den Holzbedarf zu decken, da die Feindseligkeit der Schilluk an den meisten Stellen ein Landen unrathsam erscheinen läßt. Wir sind auf unserer Barke im Ganzen nur 40 waffenfähige Leute; im Anschlusse an die unsrige segelt die einem gewissen Abu-Ssamāt gehörige Barke, die deren 60 an Bord hat; allein diese vereinigte Streitkraft erscheint nicht ausreichend um gegen Tausende von Schilluk, welche hier im Bevölkerungs-Centrum des Landes an jeder beliebigen Stelle sofort sich versammeln können, Stand zu halten, und man geht daher sehr behutsam zu Werke. Die Dom-Palme (Cucifera), bisher nur als unentwickeltes Gestrüpp im Uferwalde wahrgenommen, ist hier in einigen großen Exemplaren vertreten, welche unter Talch- und Schubahi-Acacien, welche den Bestand bilden, hervorragen. Die weit verbreitete Caillea mit zierlichen halb gelben, halb röthlichen Blüthenköpfchen, bildet neben Massen in einander verwachsener Capparis persicifolia und Maerua oblongifolia das Unterholz. Der hier häufige Zizyphus gehört der abyssinischen Art an und ist charakteristisch für die Waldregion. Deleb-Palmen[1] (Borassus) werden nur vereinzelt bei den Dörfern um Faschōda, auch weiter unterhalb am Nilufer wahrgenommen, gehörten aber nie zu den tonangebenden Gewächsen der Landschaft und wurden oberhalb der Sobāt-Mündung, wo die Schillukdörfer von endlosen Reihen stolzer Dompalmen beschattet erschienen, auf dieser Fahrt nirgend mehr angetroffen. Der Sobāt ergießt sich in flachen, so weit das Auge reicht von endlosen Steppenflächen umgebenen Ufern in den Nil, hat an der Mündungsstelle etwa die halbe Breite des Hauptstromes und erscheint durch die trübere Färbung seines Wassers noch eine weite Strecke weit unterhalb der Vereinigung von letzterem getrennt; weißlich von dem Tiefschwarz des weißen Nils abstechend, wird das Sobātwasser demnach dem letzteren weit vorgezogen, welches trotz seiner Klarheit einen faden sumpfigen Nachgeschmack besitzt, der empfindlich auf den Gaumen wirkt, wenn man Chartūm verlassen und sich längere Zeit an das Wasser des blauen Nils gewöhnt hat. Wie letzterer, ist auch der Sobāt ein echter Gebirgsfluß und sein Wasser daher demselben ziemlich ähnlich. Der Einfluss dieser Mischung beider Gewässer läßt sich deutlich bis Faschōda hinab bemerken, auch erscheint die Strömung auf dieser Strecke weit bedeutender als oberhalb. Das Unglück wollte, dass gerade vis-à-vis des gefürchtetsten der Schilluk-Stämme die Segelstange brechen mußte und wir in Folge davon genöthigt waren am rechten Ufer zu landen, um


  1. Bekanntlich einer der auffallendsten Baumtypen des oberen Sennar.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)