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pflegen nicht völlig nackt einherzugehen wie die Männer, sondern haben fast immer einen aus Kalbsfell bestehenden Schurz um die Lenden geschlagen, der nach hinten bis an das Kniegelenk reicht. Für gewöhnlich führt jeder Schilluk einen 2½ Fuß langen keulenförmigen Krückstock von Balanites-Holz bei sich, welcher einen rundlichen massiven Knopf am oberen Ende besitzt, nach unten zu aber spitz zuläuft, so daß er wie ein riesiger Nagel erscheint. Wo er sich nicht sicher fühlt oder im Kriege trägt er seine einzige Waffe, einen Bündel lang- und breitspitziger Lanzen, in der Hand, um eine nach der andern auf den Feind zu schleudern. Bogen und Pfeile sind ihm sowohl als den Dinka-Nachbarn unbekannt, dagegen bei den Nuēr allgemein in Gebrauch.

Von Hausthieren halten die Schilluk Rinder, Schafe, Ziegen und Hunde; alle übrigen sind ihnen unbekannt, vertragen hier auch nicht das Klima. Die Rinder gehören, wie bereits erwähnt, der Zebu-Race an, sind von kleinerer Statur als die der Baggāra, hochgestellt, lang- und schlankhörnig, der großen Mehrzahl nach mit weißlichem Fell und deutlicher Entwickelung des Fetthöckers. Die kleinen Schafe, verschieden gefärbt, theils ganz weiß, theils braunweiße oder schwarzweiße Schecken, oft auch einfarbig rothbraun, bilden eine eigentümliche, nordwärts nicht anzutreffende Race, welche bei plumpem Leibe und kurzen Beinen hauptsächlich durch einen mähnenartigen Bart unten am Halse und sehr oft noch durch einen lockigen Haarmantel auf den Schultern, der ihnen nicht selten das Aussehen kleiner Büffel verleiht, ausgezeichnet ist. Die breite Stirn fällt gerade, weder gewölbt noch geknickt zur Schnauze ab und trägt kleine conische Hörner. Der Schwanz bleibt kurz und zeigt einige Fettverdickung. Die Ziegen sind die äthiopischen, von denen der Beduinen aethiopischer Race nicht verschieden, außer höchstens durch etwas größere Statur. Sie zeigen jede Färbung, jedoch vorwaltend das Grau eines Pferdeschimmels. Ohren und Schwanz werden stets aufrecht getragen, an der Kehle fehlt nie ein stark prononcirter Bart.

Die Hunde schließlich, welche bei jeder Hütte angetroffen werden, bilden eine eigene Race, welche sich jedoch von denen der am unteren Nil wohnhaften Beduinen wenig unterscheiden. Auch in Chartūm unter dem Namen Schillukhunde sehr bekannt, sind sie vielleicht alle ursprünglich von den Negerländern eingeführt worden. An Gestalt einem etwas robusten Windspiele gleich, erreichen sie nur selten die Größe des Hühnerhundes, sind fast ausnahmslos von fuchsrother Färbung und haben stets eine schwarze stark verlängerte Schnauze. Das Fell ist kurz und glatthaarig wie der lange rattenartige Schwanz. Die ziemlich langen Ohren sind an der oberen Hälfte lappig weich

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_045.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)