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nimmt, den Besucher interessirten. Reich mit duftenden Blüthen bedeckt, aber in dieser Jahreszeit noch völlig laublos, erschien die bereits in den Gebirgen von Takkele im Süden Kordofan’s, sowie in Abyssinien, wo sie Mesenna genannt wird, gefundene Albizzia (A. authelminnica Brgth.), die in neuerer Zeit eine gewisse Bedeutung dadurch gewonnen hat, daß man an ihrer Rinde taenifuge Eigenschaften wahrgenommen hat, welche ihr unter allen Bandwurm-Mitteln den ersten Platz einräumen müssen.

21. Januar 1869. Die Nacht hindurch wurde die Fahrt fortgesetzt und der Defafang passirt, welcher gegenwärtig als die Nordgrenze des Negergebiets am Weißen Nil bezeichnet werden kann, da südlich von demselben die Baggāra nicht mehr an seinen Ufern anzutreffen sind. Indeß segelte die Barke am Vormittage noch bei einem großen Lager dieser Hirten am linken Ufer vorbei; die ganze Bevölkerung war daselbst im höchsten Grade durch eine Attaque seitens wilder Büffel auf einige Viehhüter in der Nachbarschaft allarmirt, und hunderte Bewaffneter sah man nach der Unglücksstätte eilen, begleitet von dem Wehklagen zahlloser Weiberstimmen. Hart am Ufergrase streifend hatte unsere Barke jene Büffel aufgescheucht, welche sich alsdann, in Wuth gerathen, auf die bei den Heerden befindlichen Baggāra gestürzt hatten. Ohne Näheres über den Ausgang dieser Begebenheit zu erfahren, segeln wir weiter. Der Ambatsch ist nun spurlos verschwunden, und nichts als endlose Grasmassen begrenzen die Ufer, dahinter der Hochwald, gebildet von Acacia verugera mit Unterholz von Talch- und Kittr-Acacien, Cadaba, Maerua und Cordia. Ab und zu wie gewöhnlich überragen die gesammte Waldmasse majestätische Kronen dunkelgrüner Tamarinden, eine Lieblingsstätte der sich in ihren Zweigen tummelnden Meerkatzen.

Nachmittags segelt die Barke bei gutem Winde mit einer Flottille weiß-grauer Pelekane um die Wette; wiederholte Schrotschüsse vermögen sie nicht zum Auffliegen zu bringen, bis sie endlich von der Barke überholt und einige aus ihrer Mitte erlegt worden waren. Am linken Ufer wurden zahlreiche Spuren einer großen Elephantenheerde und frische Losung dieser Thiere angetroffen. Nach den Berichten der Baggāra, welche als kühne und gewandte Handhaber dieser großartigen Jagd bekannt sind, die sie nur mit Lanze und Schwert bewaffnet betreiben, wäre diese Gegend eine der ergiebigsten zum Betriebe der Jagd. Dagegen muß man weit oberhalb den Ufern des großen Flusses folgen, bis man wieder Localitäten antrifft, wo sich derartige Gelegenheit darböte. Die außerordentlich dichte Bevölkerung des Schillukgebiets ist wohl die Veranlassung dieser eigenthümlichen Lücke. Bei untergehender Sonne wurde der Platz am linken

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)