Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 034.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Truppen einer großen, langhörnigen Antilopenart, ungestört im lichten Gehölze weidend.

14. Januar 1869. Bei einer kleinen Insel Om-Mussot wird gehalten. Eine nordwärts noch nicht gesehene Acacienart, Schubahi genannt und von mir vor 4 Jahren bei Kassala zuerst gefunden (Acacia verugera Schwf.) bildet hier den Wald. Sie ist der senegambischen Acacia Adansonii verwandt und durch die ungewöhnliche Länge ihrer Dornen und den lieblichen Duft der weissen, kugelförmigen Blüthenstände ausgezeichnet. Das Gummi derselben hat keinen Werth, gelangt wenigstens nicht in den Handel. An den Ufern des obern Weißen Nil, des Bahr el Gebel und des Bahr el Ghasāl ist diese Art eine der häufigsten Waldbäume und vertritt von nun ab die Stelle der verschwundenen Ssūntbäume. Es war für meine Begleitung ein Unglückstag, denn als ich eine Rundtour durch die Insel machte, wurde einer meiner Diener, hart an meiner Seite, im hohen Ufergrase von einem wüthenden Büffel überrannt, der ihm den Oberkiefer spaltete, 4 Zähne ausstieß und ihn kopfüber hoch in die Luft schleuderte, sodaß wir Andern bereits glaubten, des Unglücklieben letzte Stunde sei gekommen (vgl. diese Zeitschr. 1869. S. 322). Indeß erholte sich der Schwerverletzte und war nach 3 Wochen völlig wiederhergestellt. Angesichts der zwei gewaltigen Granitmassen des Berges Njemati wurde gegen Abend am Ostufer der Insel Om-Ssongūr gelandet, woselbst eine große Menge Baggāra-Araber ihre Zeltlager errichtet hatte.

15. Januar 1869. Wir fahren zum rechten Ufer hinüber und ich besuche den Gebel Njemati, welcher nur wenige Minuten Weges vom Ufer entfernt liegt. Im schönen Uferwalde überragen die ersten Tamarinden, die auf dieser Fahrt angetroffen wurden, stolz alles übrige Busch- und Strauchwerk. Während letzteres größtentheils seines Laubes in dieser dürren Jahreszeit beraubt ist, erfreut die Tamarinde den Wanderer durch den stets dichten Schatten, welchen ihre dunkle Krone gewährt. Bestandbildend ist dieser für die Waldregion des Sudans charakteristische Baum nirgends, er findet sich immer nur vereinzelt unter den Acacien, Cordia, Balanites und Zizyphus, welche hier die Hauptmasse des Gehölzes bilden. Von Acacien sind hier die häufigsten der Talch, der Laūd und der Kitr (A. mellifera). Cordia subopposita DC. (Omderāb) ist jetzt überall voller rother schleimiger Beeren, desgleichen der Nebak (Ziz. Spina Christi), dessen Früchte ein apfelartiges Arom besitzen; am wohlschmeckendsten jedoch sind die in ungeheurer Menge überall am Boden liegenden pflaumenartigen Hegelig-Früchte, Lalōb genannt, welche Balanites aegyptiaca, ein von Oberägypten bis Gondokoro allenthalben verbreiteter Baum, liefert. Wie

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)