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müssen, als er seinen Passus von der Unfruchtbarkeit des Weißen Nils niederschrieb.

9. Januar 1869. Wod Schēllai wird Abends verlassen, die Nacht hindurch fortgesegelt und früh Morgens, angesichts des Geb. Araschkol, auf der Kordofanischen Seite bei der Viehtränke des Dorfes Turra gehalten.

10. Januar 1869. Ein zweistündiger starker Marsch führte zu diesem Dorfe. Auf dem Wege dahin passirte man zunächst den Streifen des aus den beiden Ssūnt-Acacien gebildeten Uferwaldes, dann folgte lichteres Gehölz von Talch-Acacien (A. Sejal Del.); auffallend durch die zimmtbraune Rinde der Stämme liefert diese Art die geringere Sorte des Gummi, welcher von Chartūm unter obigem Namen in den Handel kommt. Aus dem Talch-Haine gelangte man in eine völlig verdorrte, mit niederem Gestrüpp der Laūd-Acacie (A. nubica Bth.) bestandene Steppenfläche, wo die Landplage Kordofans, das abscheuliche Stachelgras Askanīt (Cenchrus niloticus) bereits die Oberhand über den Schusch der nördlichen Steppen gewonnen hatte. Nirgends in der Welt kann man prächtigere Rinderheerden sehen, als diejenigen, welche hier die Hassanīeh-Araber zum Flusse trieben. Das Höckerrind, eine mit dem indischen Zebu fast identische Race, mit langen Hörnern und hakigem Rücken-Fetthöcker, spielt hier unter Tausenden die Hauptrolle, während das kurzhörnige, höckerlose ägyptische Rind, wie es die alten Denkmäler darstellen, und das durch die große Seuche in den Jahren 1863 und 64 in Aegypten völlig ausgerottet wurde, in Ober-Nubien jedoch noch vorwaltet, nur ganz vereinzelt auftrat. Die Zeichnung des Fells besteht der Mehrzahl nach in einer leopardenartigen Fleckung von kohlschwarzen Punkten auf weißem Grunde; indeß sind weißbraun gescheckte und rothbraun einfarbige auch häufig. An Körperumfang und Höhe übertreffen alle Rinder, sowohl der Hassanīeh- als auch der Baggāra-Araber, die von den Bewohnern des oberen Weißen Nils gepflegten Racen. Am rechten Nilufer walten dichtverschlungene Massen der Ipomoea asarifolia R. S. seit Wod-Schellai noch vor und scheinen jede andere Vegetation ausschließen zu wollen. Die großen Bäume der Schirm-Acacie treten hier noch einmal in den Vordergrund, um jenseits der Grenze der Wüsten-Region bald für immer aus den Beständen des Uferwaldes ausgeschlossen zu werden.

11. Januar 1869. Nachdem die Nacht hindurch wieder gesegelt worden, erreicht man des Morgens das große Dorf Duēme. Ipomoea asarifolia spielt immer noch die Hauptrolle in der Ufervegetation. Oberhalb der Insel Hassanīeh treten kleine Eilande auf, welche zum ersten Male die Mimosa asperata W. (Habbas in Aegypten, hier Mandēb genannt) in dichten Beständen darbieten. Dieses stachelreiche Strauchwerk

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_031.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)