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Am tollsten aber rollt die Lust
Im Zauberlande Java,
Dort gährt’s und sprüht’s aus jeder Brust
Wie frisch ergoss’ne Lava.

Und laut von Pol zu Pole schallt
Ein Jubel und Gekicher,
Daraus der Ruf vernehmlich hallt:
„Jetzt sind wir vor ihm sicher!“

Heil ihr, der es so schön gelang,
Uns ganz vor ihm zu retten –
Und möge sie ihn halten lang
Ja immer fest’ren Ketten!“

Einen hübschen Triumph feierte Gerstäcker am 7. April 1865. Er war in Begleitung seines Schwagers, des genialen Sängers Hölzel, aus Wien nach Leipzig gekommen, woselbst der Letztere in mehreren Gastrollen auftrat – besonders sein Bruder Tuck in Marschner’s „Templer und Jüdin“ machte Furore nach dem unverdienten Schicksal, das diese Rolle über ihn gebracht hatte. An jenem Abend sang er mit wahrer Meisterschaft seine Lieder, unter welchen namentlich das von Gerstäcker gedichtete oder nachgedichtete nordamerikanische Volkslied: „Wir kommen, Vater Abraham, dreihunderttausend mehr!“ außerordentlichen Beifall fand. Der Sturm des Applauses galt aber ebensowohl dem im Parquet anwesenden Dichter, welchen Jedermann kannte und nach dem sich alle Blicke richteten. Dann sah ich ihn wieder im Frühjahre 1866 zu Gotha, auf dem Rückweg vom Inselsberg, den ich auf Pfingsten im Schnee gefunden hatte; es ward mir Gelegenheit, zu beobachten, welcher allgemeinen Verehrung sich Gerstäcker unter der Bürgerschaft seines damaligen Wohnortes erfreute; jedes Kind auf der Gasse grüßte: „Guten Tag, Herr Gerstäcker!“ Dennoch vertrieb ihn bald darauf das unfreundliche Klima jener Stadt; seiner Frau zuliebe siedelte er im Herbst 1866 nach Dresden über.

Nach langem Suchen fand er, nicht weit von der Villa seines Freundes Dawison, eine hübsche Gartenwohnung, dort, „wo die letzten Häuser stehen“, und richtete sich darin comfortabel ein. Sein Arbeitszimmer war wirklich sehenswerth, es hatte sechs Wände, und an fünfen davon waren die Welttheile repräsentirt in einer reichen ethnographischen Sammlung, Frucht seiner Reisen, an deren jedem Stücke eine Erinnerung haftete. Am drolligsten präsentirte sich Europa mit dem abgelegten Coburger schwarzen Frack, Vatermördern, Cylinder, gelben Glacéhandschuhen etc. in der Mitte. Sein Freund, der Maler Herbert König, der bei der Decoration das Beste gethan, hat sie jüngst in der „Gartenlaube“ treulich abconterfeit.[1] Aber auch in diesen gemüthlichen Räumen ließ er sich nicht lange fesseln, auch die kühne Voraussetzung des Hochzeitsliedes machte sein unruhiger Geist zu Schanden. Schon im Jahre 1867 brach er wieder auf, zum viertenmale, um mit eigenen Augen die ungeheure Entwicklung Nordamerikas nach dem Bürgerkriege zu sehen; er drang bis in den fernsten Westen, durchstreifte


  1. Im Artikel: Daheim in der Fremde. Die Gartenlaube, 1872, Heft 37, S. 601
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Wilhelm von Hamm: Fritz Gerstäcker. A. Hartleben, Wien 1881, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_von_Hamm-Fritz_Gerst%C3%A4cker-1881.djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)