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XIV Vorwort.


zurückgehaltene Arbeit hinausgehen lasse in die weite Welt, recht deutlich die Unvollkommenheit meines Werkes. Im Vergleich zu der im lebendigsten Leben dahinrauschenden Sprache, deren erfrischende Wellen mich so oft erquickt haben, wie dürftig nimmt sich die Skizze aus, die ich in den nachfolgen- den Blättern zu geben versucht habe! Mit Dank werde ich jede auf practischer Erfahrung beruhende Berichtigung entgegennehmen und richte daher an alle diejenigen, welche mit dem ägyptischen Dialect vertraut sind, die Bitte, mir ihre Bemerkungen zukommen zu lassen.

Zum Schluss will ich noch einem Wunsche Ausdruck geben, den ich bei der Abfassung dieses Buches oft gehegt habe; er betrifft Aegypten selbst und berührt für dieses eine Lebensfrage. Jedermann, der eine Zeit lang in einem arabisch redenden Lande gelebt hat, weiss, wie ungemein erschwerend auf alle Verhältnisse die Verschiedenheit der geschriebenen Sprache von der gesprochenen wirkt. An eine wirkliche Volksbildung ist unter diesen Umständen nicht zu denken; denn wie soll im Elementarunterricht eine auch nur halbwegs genügende Kenntnis des so schwierigen altarabischen Idioms gelehrt werden können, wenn man in den höhern Schulen Jahre lang die Kinder damit quält, um am Ende doch noch ganz ungenügende Resultate zu erzielen? Zwar trägt die unglückselige Schrift einen grossen Theil der Schuld; allein wie viel leichter wäre die Sache, wenn man die Sprache schriebe, welche man spricht, anstatt jetzt künstlich in einer Sprache zu schreiben, die dem heutigen Geschlechte so fern liegt, wie dem Italiäner das lateinische, dem Neugriechen das altgriechische, die, ohne vulgär zu sein, auch nicht einmal mehr das klassische arabisch darstellt. Eine wirkliche Litteratur kann sich so gar nicht entwickeln; denn nur die kleine Klasse der Gebildeten kann ein Buch lesen: für den gemeinen Mann existiert es nicht. Blindlings muss er sich in die Hände eines Schreibers geben, falls er einmal ein Schriftstück nöthig hat; mit einem Siegel, das er nicht lesen kann, und das in der leichtesten Weise zu fälschen ist, unterzeichnet er auf Treu und Glauben hin die wichtigsten Urkunden. Weshalb aber will man dem nicht abhelfen? Man fürchtet, der Religion zu nahe zu treten, wenn man die Sprache des Korans aufgiebt.