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 Indessen so reiche, geistige und geistliche Anregung ihm in Berlin geboten wurde, so fühlte sich Löhe hier doch nicht zufrieden und glücklich. Er war zu sehr ein Kind seiner Fürther Heimath, mit allen Fasern seines Herzens an ihr hängend, als daß es ihm in der fremden Welt dauernd hätte wohl werden können. Unwiderstehlich zog ihn die Sehnsucht nach der geliebten Heimath am flachen, reizlosen Strande der Pegnitz, so daß er schon in den ersten Tagen nach seiner Ankunft in Berlin „auf der Landkarte“ die Reise in die Vaterstadt im Geiste wieder antrat. „Heute“ – lesen wir in seinem Tagebuch zum 9. Mai – „ist Hiobstag, und heute habe ich angefangen, den Hiob in der Grundsprache zu lesen. Nie hat mich im Deutschen der Ausspruch Hiobs: Nackend bin ich etc., der HErr hats gegeben etc. so gerührt als im Hebräischen. Auch darin ahne ich wieder, was mir alles fehlt. Wenn mir, der ich ferne von der Heimath bin, wenn mir die Botschaft käme: Deine Mutter ist gläubig und im HErrn selig entschlafen und hat Dich mit ihrem besten Segen gesegnet – wie würde ich mich in Gottes gnädigen Willen fügen! Gewiß nicht wie Hiob, und sollte es viel besser können. Ich brauche aber gar nicht an solche Hiobsposten zu denken. Ich darf nur bei der Tagesgeschichte bleiben. Hab ich nicht den ganzen Nachmittag hindurch meinen Sinn und Herz daheim in der irdischen Heimath gehabt und mich an dem Gedanken geweidet, ich könnte vielleicht im Herbst schon wieder heimkehren! Und hat mir der Gedanke nicht noch mehr den Sinn verrückt, daß ich so schwerlich den Rückweg zur ewigen Heimath ihm weisen konnte.“

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 „Die blumigen Auen in der Heimath, wie lieblich und anziehend für mich! Die ewigen Gärten droben, wo der Baum des Lebens ewig blüht und die Bächlein lebendigen Wassers springen – die haben fast nie mein Herz gerührt. Ich denke