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 „Zu deutsch: Der heilige Apostel ermahnt Col. 3, 1: ‚Trachtet nach dem das droben ist, wo Christus ist sitzend zur Rechten Gottes, trachtet nach dem das droben ist, nicht nach dem das auf Erden ist!‘ Aber wie soll einer, der noch keine Flügel hat, zu dem hohen Thron Christi gelangen? Jemand hat gesagt, der Geist ist ein Vogel, doch wie soll der entfliehen, dessen Geist von der Last dieser Erde beschwert ist? er ist noch kein Vogel, seine Seele ist noch nicht entronnen vom Strick des Voglers. Der Strick ist noch nicht zerrissen, und er noch nicht frei. Ps. 124, 7. O wer gibt mir Flügel wie einer Taube, daß ich flöge und etwa bliebe!“ Ps. 55, 7.




 Wenden wir uns von hier aus wieder zur Geschichte seines äußeren Lebensganges, so ist die wichtigste Veränderung in seinen Verhältnissen seine Uebersiedelung auf die Universität Berlin, auf welcher er das Sommersemester des Jahres 1828 zubrachte.

 Berlin war damals für viele strebsame Jünglinge auch aus Bayern ein Anziehungspunkt. Doch nicht die berühmten Namen jener academischen Lehrer, welche damals als wissenschaftliche Zierden der Universität glänzten, zogen den Jüngling nach der preußischen Königsstadt. Schleiermacher hat er zwar gehört, aber nicht als regelmäßiger Besucher seiner Vorlesungen; er hospitierte nur öfters in seinen Collegien, namentlich gegen Ende des Semesters. Zu Hegel hatte er sich nur ein einziges Mal verirrt, was er in seinem Tagebuch mit folgenden Worten anmerkt: „Heute 8. August in Hegels Logik hospitiert. Nichts verstanden oder nichts zu verstehen.“ Seinem von Jugend auf gläubig gerichteten Sinne konnte Schleiermacher nicht die „feste Speise“ geben, nach der ihn hungerte, und die Wissenschaft des „reinen Gedankens“ hatte für ihn nichts Anziehendes. Es lag wohl auch dieser Abneigung gegen die Beschäftigung mit rein