Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/88

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

erlösen“, kommt unzählige Male und in unzähligen Variationen über seine Lippen. Doch auch das andere Wort des Apostels: „Ich danke Gott durch Jesum Christum unseren Herrn. So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind“ lernte er mit immer größerer Freudigkeit nachsprechen. Traurigkeit der Buße und Freude im gläubigen Bewußtsein von der Gnade Gottes in Christo Jesu sind die sein Gemüth abwechselnd beherrschenden, oft mit einander sich durchdringenden Stimmungen, denen er in Tagebüchern und Briefen vielfach ergreifenden Ausdruck gegeben hat. Vielleicht sind den Lesern dieser Blätter einige Mittheilungen aus Löhe’s Selbstbekenntnissen als Bruchstücke zur Geschichte seines inneren Lebens erwünscht. Wir lassen hier eine kleine Auswahl folgen.


Erlangen, 20. December 1828.

 An K.

...„Mir selbst ist meine Theologia mein Alles! Christus heißt das Alpha und Messias das Omega meines Alphabets; wenn ein Buch nicht mit diesem A. B. C. geschrieben ist, so mag ichs nicht. – Die Genesis und die Psalmen, die Kirchengeschichte und noch mehr die heilige Geschichte in dem Neuen Testament, die lassen mich nicht von sich! – Ja statt drei Jahre sollte ich zwanzig studieren. Ich wills aber fortsetzen, so lange ich lebe. – Aber – es ist doch auch gefährlich; der Feind lauert immer; ich trauere oft tief über mein Elend! Ich bin der Elendeste unter allen Menschenkindern, um so mehr, da ichs nicht immer glauben will. – Beten Sie auch für mich! Es ist nur Eine Theologia, sie wird nur erfahren, nicht gelernt, ich habe sie noch nicht: Jesus Christus für und in uns! Ich bin wie ein schwer Erkrankter, der nicht schlafen kann, der immer fragt: ,Ach Hüter! ist denn die Nacht noch nicht um?‘ Mit mir hat der Arzt viel zu thun.