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Briefe eine Stelle mittheilt, nämlich das Gebet, mit dem er die Lehre von den Engeln und Teufeln abschließt, und dazu bemerkt: So einen Seufzer thut dieser fromme Scholasticus nach jeder absolvierten Lehre, denkt doch post tot discrimina rerum (nach so viel Distinctionen und mit Schrift- und Vernunft-Gründen glücklich bestandenen Kämpfen mit den Gründen der Gegner) auch noch an den, dem er sein ganzes Werk und sich, ad pedes provolutus, mit den schönsten Worten lateinischer Sprache dediciert hat. –

 So entschieden hielt es Löhe mit den Alten, auch in den dem Zeitbewußtsein anstößigsten Lehren. Ein einziges Mal, pflegte er später zu erzählen[1], habe er in einer Gesellschaft, in der man mit Bezweifeln einzelner Glaubenspunkte groß that, in den gleichen Ton einstimmen zu müssen geglaubt. Am unschädlichsten habe es ihm geschienen, die Engellehre der Kirche zu bezweifeln, und so habe er denn keck das Dasein der Engel geläugnet. Das Herz habe ihm freilich schon unter dem Reden geschlagen und er habe sich bald seiner Sünde geschämt. Nun freue er sich aber, daß ihm Gott eine solche Liebe zu den heiligen Engeln ins Herz gegeben habe, daß er den Trost des Engelglaubens um alles nicht mehr missen wolle. Wer ihn später an Michaelistagen predigen hörte, hat sicher den Eindruck bekommen, daß ihm die Lehre von den Engeln eine Herzensüberzeugung war, und daß es ihm Freude machte, die trostreichen und erhebenden Momente dieser Lehre den Zuhörern recht ins Licht zu stellen.

 So gewann das christliche Leben bei Löhe sofort auch eine von dogmatischen Unbestimmtheiten freie und entschieden lutherisch gerichtete Gestalt. Zwar hatte er mit Herrenhutern in Fürth vielfach Umgang, allein allenfalls außer der Vorliebe, mit der er den


  1. S. die kurze Andeutung in Löhe’s Selbstbiographie.