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Abendmahl. Der Gang zum Sacrament galt ihm alles Ernstes als ein Act des Bekenntnisses zu Art. X. der Augsburgischen Confession. Ein Freund hatte ihm im Jahre 1825 geschrieben: „Bist Du klar über das Abendmahl?“ Löhe erwiderte ihm: „Vom Wissen und Klarsein ist da nicht die Rede, weil das Abendmahl ein Sacrament und Geheimnis (Mysterium) ist, das nur durch den Glauben ergriffen werden kann. Man muß beim Abendmahl nicht so mit dem Verstand herum gehen wie mit einem Mikroskop. Begriffen kanns nicht werden, wie wir zugleich mit dem Brod den Leib, der wirklich am Kreuze starb, zugleich mit dem Kelch das Blut, das aus seinen heiligen Wunden floß, empfangen. Da müssen wir glauben. Denn Jesus, der das Wort ist, das Gott war und ist, der die Wahrheit selber ist, spricht: Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Ich schicke Dir ein Büchlein von Claudius mit und Speners treffliche Katechismustabellen. Lies, was aufs Abendmahl in beiden Büchern so schön gesagt ist.“ Darauf theilte er dem Freund noch das Lutherische Lied „Jesus Christus unser Heiland“ in extenso mit.

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 Desgleichen war die Lehre von der Rechtfertigung aus Glauben das Freudenlied seiner Seele im Hause seiner Wallfahrt. Die symbolischen Bücher der lutherischen Kirche waren sein tägliches Studium. Allen Artikeln des christlichen Glaubens, auch solchen, zu denen damals gar mancher sonst gläubige Christ nur schüchtern sich bekannte, wie z. B. zu der Lehre von der Existenz und der Wirksamkeit des Teufels, gab er seine volle Zustimmung. Wir finden in seinen Briefen Auseinandersetzungen über die Lehre vom Reiche des Teufels, von unmittelbar teuflischen Anfechtungen, von dämonischen Krankheiten, deren Vorkommen auch in unseren Tagen entschieden behauptet wird. Löhe schloß sich hiebei ganz an den alten Dogmatiker Hollaz an, aus dem er in einem der eben erwähnten