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Missionsgeschichte von 5–6, und zu derselben Zeit gehe ich (aber nur manchmal) am Freitag ins philologische Seminar, welches herzlich schlecht ist, und wo Homers Odyssee gelesen und lateinisch von den Mitgliedern erklärt wird. Ich bin aber kein Mitglied, sondern nur ein Hospes, weil mir die Mitgliedschaft unter dem strengen Döderlein zu bindend ist. Von 6–7 Uhr habe ich Montags und Donnerstags bei D. Doignon französische Sprache (Privatstunde aus meinem Beutel), da solltest Du mich hören, wie ich sprechen kann! Tausend, Du wirst Dich wundern! Am Dienstag aber habe ich bei Professor Kapp ein Collegium über Naturrecht und Politik. Ein wirrer, wüster Kopf, aber doch gelehrter und geschmackvoller als die beiden abgeschmackten: Mehmel und Böttiger! Um 7 Uhr esse ich, und da müssen alle meine pflichtgemäßen Arbeiten geschlossen sein und sind’s auch, ob ich wohl drei Collegia bearbeiten und mich auf zwei präparieren muß, außerdem für meine französischen und englischen Stunden, welche letztere ich willkürlich gebe und mich nicht binden lasse, allerlei zu thun habe. Nur am Donnerstag, wo die drei Collegienbearbeitungen zusammenfallen, kann ich’s manchmal nicht erzwingen. Von 7–8 lese und excerpiere ich. Um 8 Uhr wird eine horazische Ode vorgenommen und bis nach 9 dann im Tacitus (Leben Agricolas für jetzt) studiert, bis nach 10 sitze ich über meinem Thucydides. Dann kommt zum Schlusse Humboldt’s Reise, Herder’s religiöse Schriften, ein Capitel aus dem alten Testament, Abendsegen und Amen, und wenn der Wächter um 11 Uhr dutet, lieg ich sanft gebettet in Schlafes Armen. Am Sonnabend bin ich dann früh auf und meistens in der Morgendämmerung (vor 6 Uhr schon) auf dem Weg nach Fürth. Der Morgen geht hin in Besuchen bei den Meinen, bis nach 3 Uhr lese ich dann und hierauf besuche ich gewöhnlich die