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 „Von 12–1 Uhr ist Essenszeit, während welcher ich nebenhin gute Reisebeschreibungen (jetzt die von Humboldts in den Aequinoctialgegenden) lese und excerpiere. Von 1–2 präpariere ich mich auf des Herrn Bergraths Schubert herrliches Collegium, denn ohne Präparation versteht man weder Alles noch sieht man Zusammenhang. Doch ist dies nicht gar strenge, sondern ich ersetze oft die Präparation durch Nachlesen, wenn das Collegium vorüber, und am Donnerstag, wo mich die Arbeit am meisten in Anspruch nimmt, ist es in der Regel so. Von 2–3 liest täglich Herr Bergrath Schubert, von dem und über alles Genauere ich Dich mündlich befriedigen will. Zwischen den Collegien wird immer eine Viertelstunde freigegeben, und weil ich die nachmittägigen fast alle in einem Nachbarhause höre, geh’ ich immer heim und verwende diese Minuten auf Memorirübungen. Von 3–4 liest zwar Böttiger täglich Universalgeschichte, aber seiner Abgeschmacktheit wegen und weil ich diese nicht zu hören brauche, auch lieber für mich dieselbe studiere, gehe ich nur zweimal (Montags und Dienstags) zu ihm, und Mittwoch, Donnerstag, Freitag heimlich in ein vortreffliches theologisches Collegium über den Hebräerbrief, welches der bekannte Professor Krafft, ein sehr liebenswürdiger, ausnehmend frommer Mann, umsonst liest, weshalb er auch seine Zuhörer nicht alle kennt. Dies ist eines von den zwei oben angedeuteten Collegien, die ich nebenbei besuche, und wird ausgearbeitet. Von 4–5 liest Professor Döderlein ein recht angenehmes und belehrendes Collegium über philologische Einleitungswissenschaft, welches ich auch ausarbeite. Um 5 Uhr bin ich sodann Montags bis 6 Uhr, ebenso Donnerstags frei, am Mittwoch schon um 4 Uhr, weil Döderlein nur viermal liest. Am Dienstag höre ich bei Krafft (auch wieder ein Collegium, das ich nicht hören muß, das zweite der beiden obenbemerkten theologischen Collegien)