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Herren setzten sich etwa um 10 Uhr auf den Leiterwagen, um sich bei immer strömendem Regen den schlechtesten Weg in stockfinstrer Nacht in der Welt herumfahren zu lassen. Nach etlichen Stunden weckte man in jedem Dorfe mit der Frage, ob das Pommersfelden sei. Da hieß es immer: es sind noch drei Stunden bis dahin. Einer der Freunde, der gute M., der seinen Sitz neben dem Lehrling (seinem guten Freunde bis zu seinem Tode) nahm, klagte, daß er nimmer auf dem Wagen sitzen könne, seine Beine thäten ihm gar zu weh. Er hatte weiße Beinkleider an, die bereits von Nässe und Schmutz ihre Farbe verloren hatten. In seinem Jammer legte er seine Beine über die Wagenleiter in der Nähe der vorderen Räder, die allen Koth auf seine Beine spritzten. Endlich erreichte man Pommersfelden, es mag zwischen 3 und 4 Uhr Nachts gewesen sein. Wir wurden hier freundlicher aufgenommen. Der Wirth nahm unsre nassen Kleider, so weit wir sie entbehren konnten, zum Trocknen, wir bekamen noch eine warme Suppe und legten uns mit unsern nassen Hemden ins Bett. Am Morgen zogen wir unsre nicht halb getrockneten Kleider wieder an. Die Stiefel wußte man nicht an die Füße zu bringen. Am schlimmsten gieng es dem guten M. Der konnte weder Hosen noch Stiefel anziehen, die ersteren waren zu naß und schmutzig, die letzteren zerrissen, daß sie erst geflickt werden mußten. Der Wirth gab ihm ein paar weiße leinene, rothgestreifte Hosen, die giengen ihm bis etwas über die Waden, und dazu noch ein Paar Bauernstiefel. So waren wir wieder im Stande, uns zwar nicht sehen zu lassen, doch aber selbst etwas zu sehen. Dem Kaufmannslehrling war von allen Sälen des Schlosses der liebste Saal der letzte. Dieser enthielt keine Bilder, sondern Wände, Boden und Decke waren Ein Spiegel. Da sahen wir nichts als unsre herrlichen Gestalten in unzählbaren Auflagen aufs allergetreuste. Der Komischste