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lieber als eine Medaille. Wie schön wars nun, beim Schlußact zuzusehen, wie andere hinantraten, während ich im Volkshaufen vor den Schranken stand.

 So schloß ich die Gymnasialzeit – und wie froh war ich darum! Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß ich ebenso fröhlich die Universität verlassen würde. –

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 Leider bricht die Selbstbiographie Löhe’s hier ab. Doch sind uns auch gerade von diesem Zeitpunkt an die Tagebücher erhalten, welche Löhe von Jugend auf bis in sein Alter mit großer Sorgfalt und Treue zu führen pflegte.

 Bereits aus dem letzten Jahre, welches er auf dem Gymnasium zubrachte, liegen schriftliche Aufzeichnungen in seinen Tagebüchern vor, die manchen interessanten Einblick in sein inneres und äußeres Leben gewähren, und aus denen wir deshalb einen kleinen Nachtrag zur Geschichte seines Gymnasiastenlebens geben. Gewiß war Löhe ein musterhafter Schüler. Das beweisen seine Zeugnisse, das beweist vor allem der Umstand, daß er sich die vollkommene Zufriedenheit eines Lehrers wie Rector Roth[1] erwarb. Dem 17 jährigen Jüngling schrieb Rector Roth unter ein von ihm geführtes Ferientagebuch die Worte: Optimam viam


  1. In dem curriculum vitae, das er bei der theologischen Aufnahmsprüfung dem Consistorium einsandte, äußerte er sich über Roth folgendermaßen: „Ihm war das Lernen nicht das Höchste, sondern er wollte lehrend seine Schüler erziehen. Er gab, so weit er reichen konnte, auf alles Acht, was ich that und störte mit einer heilsamen Zucht meine sichere Seele. Er ist für mich Johannes der Täufer geworden, die Stimme in der Wüste: ,Bereitet dem HErrn den Weg‘. Und wenn ich öfter und deutlicher aus seinem Munde auch das andere Zeugnis Johannis vernommen hätte: ,Siehe das ist Gottes Lamm‘, wer weiß, ob nicht schon damals mein Herz seinem Heiland entgegen gegangen wäre und bei ihm die gesuchte Ruhe gefunden hätte. Was ich diesem meinem Lehrer danke, möchte ich gerne weiter erzählen. Es kann aber freilich hier nicht sein.“