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solchen Thätigkeit verschlossen. Der Herr lehre uns geduldig sein und in die Nothwendigkeit uns fügen.




 Haben Sie schon gehört, was für ein Ende die Geschichte der Zillerthaler in Tyrol genommen? daß diese 500 auswandern müssen und zwar bis September, daß sie nun, wie man sagt, Knall und Fall ihre Güter verkaufen, also schlecht verkaufen müssen und zwar, ohne noch zu wissen, wohin der Herr sie führen werde? Sie haben einen Abgeordneten, Namens Fleidl, abgeschickt: dieser gieng zuerst nach München, weil natürlich Tyroler etwa am liebsten im Nachbarland, in Bayern sich angesiedelt hätten; allein von da sandte man sie mit Empfehlungsbriefen (z. B. an Goßner) nach Berlin. Auf der Durchreise sah und sprach ich Fleidl und sandte ihn zu Raumer, damit er doch auch an andere Leute Empfehlungen bekäme, welche der Tyroler redlichen Einfalt gegen unierte Künste Hülfe leisten sollten. Nichts desto weniger scheinen sie zwar nicht uniert werden zu sollen, denn Preußen scheint sie nicht aufnehmen zu wollen (wobei sich vieles denken läßt); wohl aber mögen sie reformiert werden. Der englische Gesandte soll sich, nach Fleidl’s Brief, der Leute annehmen, sie nach Neuholland wünschen, freie Ueberfahrt und einen Prediger versprechen. Der Herr gebe ihnen einen Mann nach seinem Herzen!




 Zugleich mit Ihrem lieben Brief erhielt ich einen von G. oder wenigstens ziemlich zu gleicher Zeit, und freue mich von Herzen, daß ein Zaun Sie nicht hindert, einander die Hände zu reichen. Es ist eine herrliche Union, Liebe zu denen tragen, mit denen man nicht einig ist: solcher Union, meine ich, bedürften wir heut zu Tage mehr als nur eine und die andere.