Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/399

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wird, wenn ich Ihnen etwas mehr von Entstehung dieser Agende gesagt haben werde.

.

 Es besteht Bayern in seiner jetzigen Gestalt bekanntlich aus mancherlei Landschaften, deren jede früherhin ihre eigene Agende hatte. Diese verschiedenen, aber nichts desto weniger sehr übereinstimmenden Agenden kamen in der bösen Zeit mehr und mehr ins Abwesen. Die Seiler’sche, welche gewiß alles Vorzugs mangelt, führte sich dagegen wie von selbst und so allgemein ein, daß ihr Gebrauch rechtliche Geltung neben den alten Landesagenden erhielt und bei der Gesinnung der Mehrzahl unserer Pfarrer überwiegend wurde. In den Reichsstädten, z. B. in Nürnberg, waren es zum Theil noch schlechtere Producte, welche die alten Agenden verdrängten, ja es kam so weit, daß die meisten Pfarrer, die Liturgie anlangend, thaten was sie wollten, d. i. die meisten brachten ihren Unglauben in die Gebete wie in die Predigten. Als Reaction namentlich gegen diese rationalistische Willkür ist es anzusehen, daß der Beschluß einer neuen Landesagende gefaßt wurde. Es ist freilich wahr, daß durch eine allgemein geltende Agende die Einheit des Glaubens im Volk nicht hergestellt werden kann, auch wahr, daß, wo ein Glaube wäre, auch leicht vertragen werden könnte, daß er in verschiedenen Worten verschieden bekannt würde den Worten nach; aber das ist nun einmal das Bestreben unsers Kirchenregiments bei seiner Wirksamkeit den leichten Weg von außen nach innen zu gehen, und jenes war richtig der Gedanke bei dem Beschluß einer neuen Agende. Nach mancher vergeblichen Bemühung kam endlich der gegenwärtige „Entwurf“ einer Agende zu Stande und wurde der Geistlichkeit zur Begutachtung und zum Versuch ausgeliefert, bis zur Frist des Herbstes 1838. Die lutherische und reformierte Confession durch diese Agende zu unieren, ist nicht von ferne der Gedanke; ja es