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Liebe: so ist doch die menschliche Liebe dem Wachsthum und Tod und der Veränderung ausgesetzt, kann verklärt und verdunkelt werden und stirbt wohl da, wo man sie nicht speist und tränkt. Du aber bist mir unveränderlich theuer und will ich meine Liebe zu Dir vielmehr heller brennen sehen zu Gottes Preis und meinem Heil, als daß ich sie sollte entschlafen lassen, hoffend, sie werde am jüngsten Tage, wo aller wahren Christen Liebe zu vergessenen Brüdern wieder aufersteht, auch wieder auferstehen. Ja ich will nicht, daß mein Liebe auferstehe, sondern dieselbe soll bleiben, bis der Tag kommt, und dann nur überkleidet und verwandelt werden. Es lebe meine lebendige Liebe zu Dir und allen Brüdern, am meisten in der Zeit, wo die Gemeinschaft der Heiligen so pur ein Glaubensartikel geworden ist, daß man sie bald nicht mehr glauben wird.

 Gestern war ich bei der Synode, wo mein Herr Decan eine vortreffliche, praktische Rede gehalten hat, eigentlich eine religiös-moralische Description der Diöcese. Vielleicht kommt sie ins Correspondenzblatt, welches, beiläufig gesagt, nicht aufhört, da es in der letzten Zeit 50 Abnehmer mehr gefunden hat. Auch hat Herr Decan die ganze Synode so demüthig und freundlich und doch so fest geleitet, daß ich mich verwundert habe. Ich kenne noch keinen Decan wie diesen. Um 2 Uhr gieng es zu Tische, 16 Geistliche, 8 weltliche Mitglieder. Ach, Elend! ’s ist nichts. Ich hab’ mir fest vorgenommen, bei keiner Synode mehr mit zum Mahle zu gehen, da hat ein Anderer seine Macht. Es reut mich Alles, auch mein Geld. Ich bin zuerst aufgebrochen; aber ich hab’ es auch von dem Wenigeren satt und genug. Ich will mein Geld in Zukunft den Armen geben und die Leute denken lassen was sie wollen.

 Da kommt van der Smissen, der mir sagt, Du seiest schon fort nach München. Er will den Brief mitnehmen.