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Unterricht wenig Nutzen gehabt. Lauter Moral und deistischer Unterricht, und worauf ich wartete, positiver, historischer Unterricht, Belehrung über die Heilsthaten des HErrn, das kam immer nicht. Auch der alte Pfarrer that hierin bei weitem zu wenig, obwohl ich damals die Schuld meiner Unzufriedenheit an mir suchte. Sprüche und Lieder wurden fast keine gelernt, und die gelernt wurden, durfte ich nicht aufsagen. Ich war der erste Schüler der Fürther Schulen, mir traute man alles zu, ich wurde mit „Sie“ angeredet – und so lernte ich desto weniger. In meiner Achtung gegen den alten Pfarrer blieb ich aber unerschüttert. Sein würdevolles Auftreten, sein ernstlich Beten reichte hin, meinen Seelenhunger für etwas anderes zu halten. Wenn er am Sonntag nach einer Predigt voll Heidelberger Paulusischer Exegese sein „Der Du so gern uns Menschen segnest“ anfieng, so war ich zufrieden. Man konnte mitbeten.

 Die Confirmation gieng der Abendmahlsfeier acht Tage voran und wurde am Exaudi-Sonntag Nachmittags gehalten. Ich wußte kaum, was geschah. Unser waren über 200, die confirmiert werden sollten, und wir wußten nicht, was wir sollten! Der Kirchner trat in die Stühle hinter uns und sagte, er wolle uns ein Zeichen geben, wann wir „Ja“ antworten sollten. Das wollt ich mir denn aber doch nicht bieten lassen: ich rief mein „Ja“ vor Vollendung der Fragen frank und frei.

 Die Woche drauf – die Woche vor Pfingsten – will ich nicht vergessen, so lang ich lebe, obwohl gar vieles nicht war wie es sollte; eine rechte Fest- und Feiertagswoche war’s doch. Meine Mutter und die Meinen, es sei ihnen ewig Dank, ließen es an nichts fehlen, mir meine Gnadenwoche recht still zu machen, alles wegzuräumen, was mich stören, alles zu thun, was mich fördern konnte.