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ein oder zwei Tage von der Regierung gekommen war, zu sich genommen hatten.

 Des Abends wurde uns ein von S. in judendeutscher Schrift abgefaßter Brief, der noch offen, eingehändigt, von welchem eine Abschrift beiliegt. Nach diesem war sein Leben in der letzten Zeit eine einzige Lüge. – Zur Vervollständigung muß man wissen, daß er eigentlich nach Amsterdam für das Institut eines Hirsch Schren (?) bestimmt war, in welchem rückfällige Proselyten gepflegt wurden und werden.

 Gestern Abend nach Ausbruch der Sache war S. wie Esau, der fruchtlos um Reue weinte, und ward keine funden für sein armes Herz. Heute ist er ohne Reue. Die Liebe seiner Mutter bricht ihm sein Herz und geht ihm über Alles, ein Zug, um deswillen man S. verzeihen möchte. Das vierte Gebot hat auch in seinem Misbrauch nicht einen Schimmer wenigstens von dem heil. Gebrauch verloren.

 Wir haben’s für nöthig erachtet, ihn den Klauen der Juden zu entreißen. Es kam heute ein jüdischer Advocat sogar in unser Haus, mit Impertinenz verlangend, daß man ihn zu Sulzberger lasse, der aber nicht zugegen war.

 S.’s Herz ist sehr unlauter. Zur völligen Verläugnung auch des Christennamens fehlt ihm wohl nur Lockung und Gelegenheit. – Der Herr walte über ihm und bekenne sich zu den treuen Bemühungen der theuern Brüder in Stuttgart, damit dies arme, schwanke Rohr, dieser verglimmende Tocht noch Festigkeit und Oel finde in der Gnade des ewig Reichen.

 Einige kleinere Punkte wären noch zu erklären. Aber wir halten es nicht für nöthig.

 Mit der Bitte, uns einige Nachrichten von S. und seinem weiteren Lauf zukommen zu lassen, schließen wir.