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 Vorige Woche hatten wir angefangen dem S. ernstliche Vorschläge wegen Ergreifung eines Gewerbes zu machen. Er antwortete: „Bis nächsten Dienstag werde ich mich entschließen, bis nächsten Dienstag wird es entschieden werden.“ Am Dienstag Abends, da ich, wie gewöhnlich, ins Zimmer meines lieben Hausherrn Volck gekommen war, um mit wenigen Freunden, unter welchen auch S. sein mußte, im Römerbrief zu lesen, war er abwesend. Auf mein Befremden wurde geantwortet: Die Juden in Fürth hätten ihm in Hamburg in einem Handlungshaus (bei dem Lottocollecteur Heine) eine Stelle ausgemacht, und nun werde er nach einem kurzen Besuch in Fürth und Langenzenn mit dem Eilwagen abgehen. Noch hatte ich mich von meinem Erstaunen nicht erholt, als er selbst kam. Er kam in Freuden, daß er nun geborgen sei und sein Brot habe. Es gab eine ernste Stunde, darin ihm seine große Unlauterkeit und Unredlichkeit – deren nach den Einzelheiten modifizierte widerliche Gestalt genau zu schildern zu viel für einen ist, der’s erlebt hat –, außerdem seine große Gefahr und Gleichgültigkeit, alles in Liebe, erwiesen wurde. Er – war fortwährend kalt, versicherte mir zwar schriftlich auf einem eigenen Blatt, daß er als Christ leben und sterben werde, während jedoch sein ganzes Wesen offen genug dargab, daß er – ohne Ihn lebte. Mit der Ankündigung, daß ich ihn morgen noch einmal in seiner Wohnung besuchen würde – und dem Auftrag um Erleuchtung seiner finsteren Seele zu dem zu beten, den er bisher vergessen hatte, entließ ich ihn.

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 Am anderen Morgen fand ich ihn bereit, meinen Rath zu befolgen. Ihn den Besuchen der Juden zu entziehen, führte ich ihn sogleich zu Herrn Fabricius. Von dort gieng er blos in die Judenherberge, um dort seinen Paß von anwesenden Juden sich geben zu lassen, welche denselben, nachdem er schon