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mein blutend Herz hinab in meine heimathliche Ebene tragen. Heinrich Müller in seinen Predigten zum morgenden Evangelium redet schreckliche Worte:

 „O welch ein gefährlich Amt ist das Lehramt! denn wo der Lehrer nur eine einzige Seele muthwillig umkommen läßt, so heißt’s: „Deine für seine Seele“! Die nach solchem Amte laufen, ehe sie gesandt werden, die werden dermal eins inne werden, was das sei, das geschrieben steht: Wer Gefahr liebt, der kommt drin um.“

 Ich will gern in die Stille gehen: mein Amt ist überaus herrlich und groß – aber das Kleid meiner Väter paßt mir nicht, ich bin zu klein, kann ihre Rüstung wohl anschauen aber nicht tragen. Ich habe einmal im Traum gesehen, wie die evangelisch lutherische Kirche begraben wurde, und ihre Träger waren – ihre Priester im priesterlichen Gewand. In uns sollte sie leben, und wir werden ihre Leichenpferde: wir, ungeschickt an Mund und Herz und Muth. Möchten doch nicht alle eben Examinierten gleich nach der Ordination und einem Vicariat hungern; sondern sich selbst erst erkennen lernen! Es hat Zeit mit dem Predigen. Aber Gebet und geistlich Leben fehlt: das verstehen wir nicht, wenn wir ins Amt kommen. Das Himmelreich will mit Gewalt an sich gerissen werden, was helfen wir, wenn wir wie Hunde um die Schafe herum bellen, als könnten wir sie hüten, während wir und sie den Hirten aus dem Aug’ und aus der Nähe verlieren? Der Hirte kann schneller laufen als seine Hunde und geschrieben steht: „der Herr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein“!

 Theuerster Lehrer. Was ist’s? Ich sehe meinen inwendigen Jammer, Schwachheit und Sünde ein, möcht’ sie ausreißen und hinauswerfen ins Feuer, ja ich hasse sie. Was hab’ ich mich damit geplagt! Aber ich sehe, ich muß nicht vor Siegsbegier