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Arbeit, so schreib kleine, aber schreib nur. Denn jede Lampe, nicht allein die Glaubenslampe, von der ich morgen – über’s Evang. von DD. Trin. XXVII – predigen werde, verlischt ja, wenn nicht Oelzufluß kommt. Und ich möchte doch, daß unsere Liebeslampen nie auslöschen möchten bis zu jener Zeit, wo ohnehin keine Liebe mehr verlöschen zu müssen befürchten darf, wo wir in Ihm völlig Eins sein werden, wo wir in Seiner Liebe inniger vereint brennen werden als die Leichenflammen jener beiden Heiden.

 Du hast freilich bei Deinem Hiersein von Kirchenlamitz eigentlich Nichts gesehen, es ist schöner und garstiger als man beim ersten Anblick glaubt. Mein Kirchlein – das größer ist und mehr Leute faßt als die Auferstehungskirche – ist sehr heimlich inwendig, und ich predige meinem Volke so gern. Die Schulen sind mir gar angenehme Oerter, ich wate durch Dick und Dünn in die armen Dorfschulen, welche ich so gerne voll des demüthigen Reichthums Jesu Christi machen möchte. Meine, oder vielmehr unsers Herrn Jesu Christi große und kleine Lämmer haben bis jetzt meinen Dienst gern angenommen und ich arbeite gern an ihnen. Möchten sie doch nicht allein mich, sondern auch mein Evangelium aufnehmen und lieben.

 Meine größte Freude und mein größter Jammer sind meine Predigten. O wie seufze ich vom Montag bis zum Sonntag, wenn es läutet, wie arbeite ich, wie habe ich Wehen um die Predigt. Immer meine ich, man versteht mich nicht, immer fühl’ ich, daß ich nichts kann, immer empfinde ich, daß ich nicht genug empfinde, was für ein ewig segensreiches Wunder die Versöhnung ist, immer vergesse ich diese ewig reiche Quelle alles Trostes viel zu sehr! Ist das nicht ein Jammer? Und dennoch, welch’ eine sanfte Freude empfinde ich, welch’ ein – ich weiß nicht was für ein, o wäre es Gottes Geist –