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viel Sünden abziehen, wenn ich loben soll; ich will aber den Herrn loben, der viel vergibt, um uns in sein Reich aufnehmen zu können.

 Ich habe Zuspruch von vielen Armen und Elenden der Gegend, und weil’s Winter wird, wo alles Zeit hat zu lesen, so will ich Dich und Bruder Max bitten, mir um etliche Kreuzer Tractaten, kräftige, am liebsten aus der hl. Schrift, Betbüchlein oder dergleichen zu schenken, beschweren will ich Dich aber nicht. Ich thue wohl auch etwas, aber was wär’s unter so viele, wenn mir Gott nicht hälfe?

 Was macht Pf.? Bei ihm fällt mir der hiesige Schmied Müller ein, der ehedem ein so großer Flucher war, daß ihn der Landrichter, der’s doch auch kann, einmal drüber schalt. Der kam einmal zu mir und kaufte sich ein Buch. Bei dieser Gelegenheit hielt ich ihm sein Laster vor, und er versprach mir, nicht mehr zu fluchen. Ich hab’ ihm seitdem fleißig nachgesehen, er hat Wort gehalten, und sich gewundert, daß er mit seinem Fluchen mehr Sünden aufgehäuft habe, als er Körner auf seinem Boden aufgeschüttet habe, denn das fiel ihm ein, da er seinen vollen Boden betrachtete. Er scheint den Weg des Herrn zu gehen und hat gerade so sein biderbes Wesen wie Pf. Gott geb’s weiter! Amen.

 Lebe wohl. Gott und Sein heiliger Geist in Dir! Sein heiliger Engel lagere sich um Dein Haus her! –

Wilhelm Löhe. 




Kirchenlamitz, am 19. November 1832. 

 Geliebter Bruder G.!

 Dein kleines Brieflein freut mich, ob es gleich sehr klein ist. Kannst Du keine großen Briefe schreiben vor lauter großer