ihn an, daß er, wenn er im Hause war, nicht hinaus, wenn er außen war, nicht hinein wollte, ja wenn er hinein wollte, riß es ihn immer rückwärts wieder zurück. Später ging er nicht mehr aus, sondern saß hinterm Ofen („in der Höll“, wie sie sagen). Einmal kam einer und trug ihn vor auf einen Stuhl, und seitdem (14 Jahre zum wenigsten) ist er nicht aufgestanden weder Winter noch Sommer, weder Tag noch Nacht. Sein Bart und seine Haare sind lang geworden wie eines Nasiräers, sein Gesicht blaß und traurig. Sein Mund geht ihm nur gegen seine Vertrautesten auf (doch hat er gleich beim ersten Mal mit mir geredet). Er meint: „So eine verlorene, verachtete Seele, wie er sei, gebe es nicht mehr: von Allen sei er verachtet.“ Ich hab’ ihm zwei Freunde angetragen: „1. den besten Freund, 2. mich“. Den letzteren hat er angenommen, den ersteren wenigstens nicht verworfen. Ich schaue auf zu den Bergen, von wannen die Hülfe kommt... –
Gelobt sei Jesus Christus!
Liebe Schwester Dorothea!
Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief vom 9. October. Gott sei Dank, welcher Dich nicht allein dem Leibe nach wieder gestärkt hat, wie mir geschrieben wird, sondern welcher Dir auch Deine Seele hat genesen lassen, wie dem Jakob bei Pniel. Zur Zeit Deines Krankseins habe ich etwas excerpiert, welches ich Dir hiemit beilege und verehre.
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 1, 2. Auflage). Gottfried Löhe, Nürnberg 1874, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_1_(2._Auflage).pdf/352&oldid=- (Version vom 1.8.2018)