Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/350

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 Kurz, ich erkenne es, daß der Glaube derer, welche noch im Leibe sind, ein Kampf ist, und zwar ein unablässiger. Aber auch ein guter Kampf. Es ist ein Jammer, daß man beim Kampf immer gern aus den Augen verliert, warum man eigentlich kämpft. Man kämpft doch wohl um zu siegen und endlich einmal zum Frieden zu kommen. Den Sieg sollte man immer im Auge haben. Statt dessen denkt man immer dran, wie gut einen der gute Kampf kleide, und freut sich nur zu sehr der Ehrfurcht und Liebe derjenigen, welche auch das Christenthum für’s beste im Leben und für dasselbe zu leiden für große Ehre halten. Ja! und fast niemals hat man allein Gottes Sache vor sich, fast nie hat man’s allein mit Ihm zu thun: die Heuchelei des Menschen geht so weit, daß er selbst in der einsamen Kammer beim Gebet sich gebärdet, als belausche ihn Jemand. Und auch was ich jetzt schreibe ist gewiß nicht ohne Heuchelei – und ich bin gewisser, als ich’s glaube, ein pures Nichts und voller Sünden. Wie muß ich die Engel bewundern, welche dergleichen von sich nicht zu sagen brauchen und doch allezumal demüthige Diener sind, ausgesandt zum Dienste derer, welche in ihrem großen Elend die Seligkeit erst als ein gehofftes Erbe grüßen. Und wie selig sind sie, die allezeit verstehen mit ihrem Heiland allein und der Welt zu Dienst zu sein! Und wie selig werd’ ich sein, wenn ich nicht mehr im Leibe, bei meinem frommen, treuen Erlöser sein werde. Ach ja! Und doch überfällt mich oft beim Niederlegen ein Grauen vor dem Tod, und es mischt sich etwas Traurigkeit bei, wenn ich bete, wie ich denn doch in Jesu Namen fort beten will:

Herz, freu’ Dich, Du sollst werden
Vom Elend dieser Erden
Und von der Sündenarbeit frei.