Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/336

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
An Frau Schröder.


Streitberg, den 29. Januar 1831. 

 Bis heute Morgen bin ich in Leinleiter gewesen, also fast vierzehn Tage. Am Donnerstag Abends kam Gebhardt von Hof zurück. Am Freitag wollte ich eben nach Gebhard’s Betstunde von Leinleiter nach Streitberg gehen, als die Männer von Leinleiter kamen und ihren Pfarrer baten, er solle ihnen gleich eine Bittschrift an’s Consistorium und Decanat machen, darin sie sich den Candidaten der Theologie Löhe zum Pfarrverweser erbitten wollen. Der Pfarrer hatte es schon selbst im Sinn, schrieb also den ganzen Tag einen prächtigen Bericht und Bittschrift, während ich Schule hielt. Abends versammelte sich die Gemeinde und schickte um halb zehn Uhr den Stiftungspfleger und Schultheißen und zwei andere Bevollmächtigte zur Unterschrift. Bin unter den Leinleiterern einer von den Kleinen, und sieht artig aus, wenn so vier große verständige und schöne Männer dieses Bergvolks neben Deinem geliebten, schmächtigen Brüderlein stehen. – Heute in aller Frühe sind zwei von den Vieren im tiefsten Schnee über Berg und Thal nach Bamberg gelaufen, um ihre Bittschrift selbst zu überbringen. – Du siehst, ich liebe nicht allein die Leute, sondern werde auch von ihnen geliebt, so scharf ich ihnen gepredigt habe. Würde ich zu ihnen kommen, so würde ich ohne Zweifel meine Widersacher auch finden. Denn ich begehre kein anderes Loos als Jesus und Seine Bibel: den Einen ein Dorn, den Andern eine Rose, den Einen ein Geruch des Lebens zum Leben, den Andern ein Geruch des Todes zum Tode! Ach ich armer Sünder! ich bin meines Heilands! Amen.

 Ich habe gebeten, man soll mir diese Gemeinde geben, der Pfarrer hat’s auch gethan, Kündinger, Gebhardt und Kraussold haben’s auch gethan mündlich bei Kraussold’s