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vom Schlummer, spricht ruhig ein Wörtlein: und das Schifflein geht sanft, und ein sanfter Wind bläst in das Segel hin zum jenseitigen Ufer, und der Himmel ist heiter! Dessen Wörtlein solche Macht hatte: meine Lieben, wer ist der? Der ist’s, der für unsere Sünden und Gerechtigkeit am Kreuz gestorben ist, der unser Freund, Gott und Herr, unsere Zuflucht für und für sein will in Ewigkeit! Der ist’s, zu dem unsere Väter sich gewendet haben, wenn’s Schifflein schwankte, und er antwortete immer: „Fürchte Dich nicht, ich bin bei Dir!“ „Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein!“ Auf ihn starben die Väter getrost, denn Sein Wort ist wahr und hat gewiß verheißen das ewige Leben.

 Wer wollte nicht alle seine Sorgen werfen auf Ihn? Wer wollte zagen, wer wollte zittern: wenn auch der Leib vergehen will in Noth, unser Herz ist stille zu Ihm und harret von Ihm seiner Erlösung!

 Man muß diese Geschichte den gebärenden Müttern vorführen[1], denn, wie David dankend spricht: „Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen! Du bist mein Gott von meiner Mutter Brüsten an!“ – so ist es auch: Er, Er muß Alles thun! Er thuts gar! Ohne Seine Hilfe, was kann Amme und Arzt thun? Wer Ihn zum Freunde, wer Ihn im Schifflein an einem Ort (dem Herzen) ruhen hat, der kann sicher im Sturm schiffen; und wenn er nicht mehr nach Hilfe schreien kann, meinst Du das Schifflein werde untergehen? Ich sage Dir, mit Ihm ist Sterben leicht! Vielleicht geht dies irdische Schiff der Seelen, dieser irdene Tempel Christi unter: aber ehe es unter geht, steht, sichtbar für des Scheiternden Auge, ein Schifflein


  1. Dieser Brief Löhe’s ist ein Gratulationsschreiben zur glücklichen Entbindung seiner Schwester.